Geschäftsbericht 2023/24 Analysen & Perspektiven

Inhalt 1 Vorwort Agrarpolitik und Markt 2 Öffentlichkeitsarbeit, Presse und Events 3 Wissenschaft und Forschung 4 Recht und Qualität 5 Tarifpolitik, Arbeit und Soziales 6 Logistik und Beschaffung 7 Nachhaltigkeit, Umwelt und Energie 8 Der MIV im Netzwerk und seine Gremien Mitglieder Fördermitglieder 4 7 19 27 43 5 1 57 65 77 90 94 MIV-Geschäftsbericht 2023/24 3

Die Bundesregierung hat sich in Sachen „Tier- schutz“ viel vorgenommen und die Veränderung bei der Tierhaltung ist absehbar. Das Ende der ganzjährigen Anbindehaltung wurde in den Geset- zesentwurf integriert, der sicherlich noch an vie- len Stellen zu überarbeiten ist. Insgesamt war das milchwirtschaftliche Jahr weitgehend skandalfrei. Dies geschah auch unter dem Einfluss der neuen Branchenkommunikation durch die Initiative Milch, wofür ich dankbar bin. Es ist gut angelegtes Geld im Sinne der Molkerei- und Milchwirtschaft und sollte unbedingt in einer neuen Programmphase ab 2025 fortgeführt werden. Im nächsten Jahr wird der Bundestag neu gewählt. Es bedarf sicherlich wieder einer Koalition, weil sich das Parteienbild in Deutschland immer bunter gestaltet. Bis dahin hat sich die alte Koalition noch vieles vorgenommen. Hoffen wir auf gute Vorschlä- ge und tatsächlich weniger Bürokratie und mehr Pragmatismus – „an den Taten sollt ihr sie erken- nen“. Wie immer an dieser Stelle geht mein herzlicher Dank an die Kolleginnen und Kollegen im Hauptamt in den Geschäftsstellen Berlin, Brüssel und Peking für ihr außerordentliches Engagement im Sinne unserer Mitgliedsunternehmen. Unser langjähriger Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser verabschie- det sich dieses Jahr in die Rente, er gehörte rund 35 Jahre zum MIV und seit 2008 war er Hauptge- schäftsführer. Ebenso in den Ruhestand geht unser Geschäftsführer Dr. Jörg Rieke, der uns über viele Jahre ausgezeichnete juristische Unterstützung ge- leistet hat. Unsere langjährige Büroleiterin Claudia Stiehler setzt ihre Karriere außerhalb des MIV fort. Ihnen allen danke ich von Herzen und wünsche ih- nen alles Gute für die neue Lebensphase. Die MIV-Geschäftsstelle ist über die Jahre hinweg gut aufgestellt und wird auch zukünftig in sehr guter Besetzung und unter neuer Führung von Dr. Björn Börgermann die Aufgaben und Interessen der Mitglieder stark vertreten. Dazu wünsche ich besonders dem Berliner, aber natürlich auch dem Brüsseler und Pekinger Büro viel Erfolg! Mein Dank geht an meine ehrenamtlich tätigen Vorstandskolleginnen und -kollegen und an die befreundeten Verbände in Berlin und Brüssel. Ich wünsche Ihnen eine kurzweilige Lektüre der aktuellen Ausgabe unseres MIV-Jahresberichts. Peter Stahl Vorstandsvorsitzender des Milchindustrie-Verbandes Mitglieder des MIV-Vorstandes und Gäste bei der Sommer-Sitzung im Juli 2024 in Wasserburg MIV-Geschäftsbericht 2023/24 5

1. Agrarpolitik und Markt Milchmarkt 2023: Erneut überdurchschnittliche Preise Nach den extremen Preisausschlägen 2022 hat sich die Lage am Milchmarkt 2023 ein Stück weit normalisiert. Die Preise für Milchprodukte gaben im Vergleich zu ihren historischen Höchstmarken vom Frühjahr 2022 durchweg nach, blieben im langfristigen Vergleich aber in den meisten Segmenten über- durchschnittlich. Die Milchanlieferung stieg wieder leicht an, nachdem sie zwei Jahre in Folge gesun- ken war. Verglichen mit dem Allzeitrekord des Jahres 2022 sanken die Milcherzeugerpreise deutlich, erreichten mit rund 45 Cent je Kilogramm aber ihren zweithöchsten Wert jemals, wie die ZMB GmbH berichtet. Der Jahresstart 2024 war schwierig, erholte sich aber ab dem Frühsommer 2024. Schwierige Rahmenbedingungen Die deutsche Milchwirtschaft hat sich 2023 erneut in einem sehr herausfordernden gesamtwirtschaft- lichen Umfeld bewegt. Die Wirtschaftsleistung in Deutschland entwickelte sich im internationalen Ver- gleich unterdurchschnittlich und schrumpfte nach Schätzungen führender Wirtschaftsforschungsins- titute um 0,5 %. Die Inflation blieb 2023 weiter ein Thema, auch wenn sich die Teuerungsrate, die 2022 auf den höchsten Stand seit siebzig Jahren gestie- gen war, im Jahresverlauf abschwächte. Die Preis- steigerungen bei Lebensmitteln fielen auch 2023 höher aus als die Gesamtinflation. Mehrere Zinserhöhungen der Europäischen Zentral- bank dämpften die Inflationsraten, führten aber zu höheren Finanzierungskosten. Die Energiekosten, die im Jahr 2022 regelrecht explodiert waren, ga- ben 2023 wieder nach, blieben aber höher als in der Zeit vor dem Preisschock. Obwohl die Arbeitslosig- keit im Laufe des Jahres 2023 leicht zugenommen hat, sind Personalengpässe in der deutschen Wirt- schaft ein größer werdendes Problem. Mehr Milch als im Vorjahr Die Milchanlieferungen an den deutschen Molkerei- en waren 2023 wieder gestiegen. Deutsche Erzeu- ger lieferten ca. 31,3 Mio. t an deutsche Molkereien. Das waren 0,9 % mehr als im Vorjahr und ent- sprach dem Stand von 2017. Das Milchaufkommen einschließlich der Erfassung von ausländischen Er- Deutschland: Wirtschaftliche Entwicklung 4.500 +4,2 +3,9 +2,2 +2,2 +1,5 +2,7 +1,0 +1,1 +3,2 +1,8 +0,4 +0,4 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 © ZMB GmbH 7 BIP* (Mrd. EUR) +/- % ggü. VJ -0,2 -3,8 2020 2021 2022 2023 * in jeweiligen Preisen Quelle: Statistisches Bundesamt MIV-Geschäftsbericht 2023/24 7

Kosten weiter auf hohem Niveau Die Kosten für Betriebsmittel haben nach ihrem ext- remen Anstieg im Jahr 2022, der durch den Ausbruch des Ukraine-Krieges und die daraus folgende Energie- krise ausgelöst worden war, wieder spürbar nachge- geben. Sie sind aber, was Düngemittel, Energie und Futtermittel betrifft, weiterhin höher als in den Jahren vor 2022. Weiter gestiegen sind die Kosten für den Faktor Arbeit. Auch für die Molkereien bewegen sich die Kosten für die verschiedensten Produktionsfaktoren und Vorleis- tungen weiter auf einem sehr hohen Niveau. Im kom- menden Jahr stehen weitere Kostensteigerungen für Arbeit/Logistik und die höhere CO2-Bepreisung an. Erneut höherer Umsatz im Einzelhandel Die Absätze von Molkereiprodukten im Lebensmittel- einzelhandel haben sich 2023 nach den Erhebungen von NielsenIQ im Rahmen des Handelspanels je nach Segment unterschiedlich entwickelt. 2022 war es zu generell sinkenden Absatzmengen bei gleichzeitig höheren Ausgaben gekommen. Im Laufe des Jahres 2023 haben die Verkäufe von Butter, Käse in Selbst- bedienung und Joghurt das Vorjahresniveau wieder übertroffen. An Konsummilch, Sahne, Quark, Käse in der Theke und Mischstreichfetten wurden hingegen niedrigere Mengen eingekauft als im Vorjahr. Insge- samt wurde erneut mehr Geld für Milchprodukte im Lebensmitteleinzelhandel ausgegeben als im Vorjah- reszeitraum. Nur bei Butter und Mischstreichfetten, wo die Verbraucherpreise 2023 spürbar nachgegeben haben, kam es zu einem Umsatzrückgang im Lebens- mitteleinzelhandel. Am stärksten gestiegen sind die Ausgaben für Quark, Käse in Selbstbedienung und Sahneerzeugnisse. Die Inflation zeigt anhaltend Auswirkungen auf das Einkaufsverhalten. Es wird über eine steigende Be- liebtheit von Handelsmarken, große Resonanz auf Ak- tionen und ein schwieriges Umfeld für Markenartikel berichtet. Wieder mehr Milchprodukte exportiert Das Exportgeschäft hat sich 2023 wieder verbessert. Die deutsche Milchwirtschaft hat 2023 mehr Milch- produkte exportiert als im Vorjahreszeitraum. In den meisten Produktsegmenten konnten Zuwächse fest- Deutschland: Anlieferung Bio-Kuhmilch 1.000 t 2020 2021 2022 2023 135 125 115 105 95 85 Wachstum im Jahresdurchschnitt +4,9 % +4,1 % +2,9 % +3,9 % Standardmonat 30,5 Tage Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. © ZMB GmbH Quellen: ZMB GmbH, BLE Einkaufspreise für landwirtschaftliche Betriebsmittel Preisindizes, 2020 = 100 Futtermittel Düngemittel Energie und Schmierstoffe landwirtsch. Betriebsmittel gesamt 240 220 200 180 160 140 120 100 80 60 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 © ZMB GmbH Quellen: ZMB GmbH, destatis Absatz von Milchprodukten im LEH (Jan.–Dez. 2023, Prozentveränderung ggü. Vorjahreszeitraum) Absatz (Tonnen) Umsatz (Euro) Konsummilch -4,4 Sahne Joghurt Quark Käse SB Käse Theke Butter -17,7 Mischfette +15,0 -0,2 -0,8 -1,2 +3,0 +0,4 +2,9 +2,1 +9,2 +3,7 +14,4 +14,3 +14,9 +19,0 © ZMB GmbH Quellen: ZMB GmbH, Nielsen Handelspanel/Market Track MIV-Geschäftsbericht 2023/24 9

von Vollmilchpulver blieb auf dem geschrumpften Niveau des Vorjahres stabil. Magermilchpulver hat sich im Vergleich zum Vorjahr erholt, aber den Stand von 2021 nicht wieder eingeholt. An Molkenpulver und Kasein wurden insgesamt geringere Mengen gehandelt als im Vorjahr. Auf den Welthandel hat sich die Abschwächung der Nachfrage Chinas – des mit Abstand größten Im- porteurs – ausgewirkt. Das bevölkerungsreichste Land der Erde hat im zweiten Jahr in Folge weni- ger Milchprodukte eingeführt. Die Einfuhren von Vollmilchpulver sind 2023 nochmals gesunken und haben sich im Vergleich zu 2021 nahezu halbiert. An Magermilch- und Molkenpulver wurde mehr vom Weltmarkt bezogen als 2022, aber weniger als 2021. Stabiler war die Entwicklung bei Butter und Käse. Butterpreise nachgegeben Die Lage am Buttermarkt war 2023 von schwäche- ren Preisen als im Rekordjahr 2022 und einer Erho- lung der Nachfrage gekennzeichnet. Die Butterprei- se gaben im Vergleich zum Vorjahr merklich nach. Im Jahresschnitt wurden aber höhere Preise notiert als im Zeitraum 2019 bis 2021. Auch im langfristigen Vergleich blieben die Erlöse überdurchschnittlich. Der starke Preisanstieg 2022 hatte eine Konsum- milchzurückhaltung nach sich gezogen. 2023 mach- te sich nach den Preiskorrekturen eine gewisse Belebung der Absätze bemerkbar. Besonders deut- lich war die Nachfragesteigerung im Weihnachtsge- schäft. Käsepreise weiter überdurchschnittlich Der Käsemarkt in Deutschland ist 2023 wieder zum Wachstum zurückgekehrt. Die Käseproduktion hat nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirt- schaft und Ernährung (BLE) um 0,7 % zugenom- men, wobei Schnittkäse überdurchschnittlich um 3,8 % gewachsen ist. Der Käsekonsum hat sich im Jahresverlauf zunehmend positiv entwickelt. Deut- liche Preisaufschläge für Fleischerzeugnisse mögen dabei eine Rolle gespielt haben. Nach Preissenkun- gen für Eckartikel aus dem Käseselbstbedienungs- regal im Laufe des Oktobers 2023 hat die Nachfrage weiter Fahrt aufgenommen. Zusätzlich wurde auch wieder mehr Käse exportiert als im Vorjahreszeit- raum, nachdem der Export im Vorjahr etwas ins Butterpreise Monatswert Butter, Blockware Jahresdurchschnitt EUR/kg 8 7 6 5 4 3 2 1 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 Jan 2024 © ZMB GmbH Quelle: Notierung Süddeutsche Butter- und Käsebörse, Kempten Schnittkäsepreise Monatswert Schnittkäse Jahresdurchschnitt Schnittkäse, Brote EUR/kg 6,0 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 Jan 2024 © ZMB GmbH Quellen: ZMB GmbH, Schnittkäsenotierung Hannover Molkenpulverpreise Monatswert Molkeinpulver, Futtermittelware Jahresdurchschnitt EUR/kg 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 Jan 2024 © ZMB GmbH Quellen: ZMB GmbH, Preisfeststellung Börse Kempten MIV-Geschäftsbericht 2023/24 11

um die gleiche Zeit. Die Bestände an Milchproduk- ten waren am Jahresende vergleichsweise niedrig. Dies zeigte sich auch an recht robusten Preisen für flüssigen Rohstoff über den Jahreswechsel. Damit konnte auch das neue Jahr mit stabilen bis festen Preisen beginnen. Allerdings wird die gesamte Wert- schöpfungskette in Deutschland nach den Sparbe- schlüssen der Bundesregierung für den Haushalt 2024 mit höheren Energiepreisen belastet sein. Auch die Kaufkraft im Inland wird aufgrund der Be- schlüsse geschmälert. Durch die geringere Nachfrage nach Milchpulver in China entstand Anfang 2024 erheblicher Druck auf den Milcheiweißmarkt, der sich erst im Sommer 2024 erholte. Die Butterpreise hingegen konnten sich vorzeitiger erholen. Käse wird voraussichtlich die wichtigste Säule für einen festen Markt sein. Für einen Rückgang der gu- ten Käsenachfrage nach dem Jahreswechsel gibt es derzeit weiter keine Anhaltspunkte. Das Jahr 2024 wird in der Käseherstellung voraussichtlich erneut mehr Rohstoff binden, so dass die Herstellung von Butter und Milchpulver bei verringertem Milchauf- kommen sinken wird. Die Abschwächung der Infla- tion dürfte sich stabilisierend auf die Verbraucher- nachfrage nach Milchprodukten auswirken. Die Milchanlieferung in Deutschland und der EU insge- samt war in den ersten Monaten von 2024 niedriger ausgefallen als zu Beginn von 2023. Auch außerhalb der EU scheint sich das Milchaufkommen moderat zu entwickeln. In Ozeanien zeichnet sich für die ers- ten Monate von 2024 ein dämpfender Einfluss des Wetterphänomens El Niño auf die Milchproduktion ab. Damit dürften die Märkte für Milchprodukte bei konstanter Nachfrage stabil bis fest bleiben. Sollte der Absatz in wichtigen Importländern wieder stär- ker anziehen, ist von einer Verknappung des Ange- bots mit entsprechender Auswirkung auf die Preise ab Sommer 2024 auszugehen. leisten und die Umwelt zu schützen. Es ist wichtig, dass die GAP weiterhin an die Welt, in der wir leben, angepasst wird. Der Landwirt ist ein wichtiger Part- ner bei der Erreichung dieser Ziele. Die GAP stellt den Landwirten auch Förderung zur Verfügung, um sie zu ermutigen, Lebensmittel zu produzieren und dabei hohe Qualitätsstandards einzuhalten. Diese Politik ist eine der wichtigsten für die EU, da sie Ver- braucher und Erzeuger gleichermaßen betrifft. Mit 650.000 landwirtschaftlichen Partnern, die Milch erster Qualität an die 12.000 milchverarbeitenden Betriebe in der EU liefern, ist die Milchwirtschaft der wichtigste Agrarsektor in der Union. Die letzte EU-Reform startete im Jahr 2023, die Dis- kussionen um die nächste Reform 2028 beginnen gerade. Entscheidend wird sein, wie sich die Mit- gliederstruktur der EU entwickeln wird. Sollte z. B. die Ukraine die Vollmitgliedschaft erwerben können, wird es sicherlich kein „weiter so“ bei den Flächen- prämien geben, das würde unbezahlbar sein. Unfaire Handelspraktiken Das Gesetz zur Stärkung der Organisationen und Lieferketten im Agrarbereich (AgrarOLkG) ist 2021 in Kraft getreten und setzt die Europäische Richt- linie (EU) Nr. 2019/633 (sog. UTP-Richtlinie – Unfair Trading Practices) um. Darin wurden erstmals be- stimmte Handelspraktiken als unlauter definiert und per Gesetz verboten. Erfasst sind z. B. Zahlungsfris- ten für verderbliche und nicht verderbliche Ware, einseitige Vertragsänderungen usw. Derzeit wird turnusmäßig das Gesetz überarbeitet. Der Deutsche Bauernverband fordert eine strenge- re Auslegung der Regelung sowie eine Entfristung der nationalen Maßnahmen in Deutschland, die über das EU-Recht hinausgehen. Der deutsche Einzel- handel spricht sich wiederum für die Abschaffung der Regeln aus. Agrarreform 2028 Die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik (GAP) ist das Regelwerk für den Agrarsektor in der Europäi- schen Union (EU). Sie wurde erstmals 1962 einge- führt und wird rund alle fünf Jahre überarbeitet. Ziel der GAP ist es, den Landwirten ein stabiles Einkom- men zu bieten, die Ernährungssicherheit zu gewähr- Vertragsbeziehungen Milcherzeuger/Molkerei Die Diskussion um den Artikel 148 der GMO (Ge- meinsame Marktorganisation) ist ein deutscher Dauerbrenner. Dabei geht es um optionale Regelun- gen im Wettbewerbsrecht, die Brüssel in der vorletz- ten Agrarreform eingeführt hatte. Deutschland hat niemals davon Gebrauch gemacht, dass vor Abliefe- MIV-Geschäftsbericht 2023/24 13

Milchvieh ist jedoch angedacht. Insofern hat die ITW in Bonn bereits ihr haltungsform.de auf fünf Stufen erweitert. Dabei erhalten Bio-Produkte nun automa- tisch exklusiven Eingang in die Stufe 5. In der Branche wird diskutiert, wo dann die „Weide- milch“ einzureihen ist. Bisher war diese in der alten Stufe 3 platziert. Viele Molkereien verlangen die au- tomatische Zuweisung in die neue Stufe 4, während Kritiker befürchten, dass dies zur Abwertung ihrer Programme in der alten Stufe 4 führen wird (DLG und DTSB). Viele deutsche Molkereien arbeiten darüber hinaus mit dem QM-Milch e. V. zusammen bei der Nachhal- tigkeitsstrategie. In einer neuen Programmphase wird im Sommer 2024 über die Weiterentwicklung in einem Innovationsprozess nachgedacht. Branchenstrategie 2030 Die Umsetzung der gemeinsamen Branchenstrate- gie 2030 (DBV, DRV, BPM, VDM und MIV) erfolgte auch im Berichtszeitraum. In vielen Arbeitsgruppen werden Veränderungen diskutiert und angestoßen. Ein Erfolg ist sicherlich die Etablierung einer Bran- chenkommunikation mit der „Initiative Milch“ unter deren Geschäftsführerin Kerstin Wriedt und finan- ziert von den deutschen Molkereien. Ab 2025 soll in einer weiteren Programmphase das Projekt ver- längert werden. Andere Verbände der Lebensmittel- wirtschaft übernahmen bereits die Ideen und grün- den eigene Organisationen. Freihandelsabkommen Brüssel bleibt bei seiner Linie und strebt mit vielen Ländern Freihandelsabkommen an, so auch im Milch- sektor. Doch der Teufel liegt oft im Detail. Mit Neu- seeland wurde bereits eine Einigung mit Übergangs- fristen gefunden, die seit Mai 2024 in Kraft ist. Mit Australien konnte dies bis zum Redaktionsschluss noch nicht erreicht werden. Die Australier stört u. a. der umfangreiche Namensschutz im Käse- bereich, den Brüssel verlangt. Ein Parmesan oder Feta „made in Australia“ wären dann verboten. Andere Abkommen stehen noch in der politischen Warteschleife: Das Mercosurabkommen ist immer noch nicht unterschriftsreif und mit Indien laufen zunächst Vorgespräche. Mit Indonesien sind die Gespräche fast beendet. Leider konnte auch mit China bisher kein Abkommen zum Milchbereich ab- geschlossen werden. Das Abkommen mit den USA wurde leider auf Eis gelegt. Aufgrund der krisen- haften Situation in Bezug auf das Kriegsgeschehen in der Ukraine wurden die EU-Einfuhrzölle mit Ur- sprungsware Ukraine vorübergehend ausgesetzt und 2024 verlängert. Die Ukraine erhielt den Status eines Beitrittskandidaten. Entwaldungsfreie Lieferkette betrifft auch Molkereien Die Verordnung (EU) 2023/1115 für Entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) ist seit Juni 2023 in Kraft und nimmt unsere europäischen Molkereien und Milch- erzeuger genauso in die Pflicht wie die Produzenten in Drittländern. Ab dem 31. Dezember 2024 muss laut der Verordnung bei der Verwendung von Pro- dukten aus dem Anhang I der Verordnung wie Ka- kao, Kaffee, Palmöl, Soja, Rindfleisch und Holzpro- dukte anhand umfangreicher Daten nachgehalten werden, dass diese nicht von entwaldeten Flächen stammen. Kontrolliert werden soll das System an- hand der Einstufung der Herkunftsländer in einem Risiko-Benchmarking (hoch – mittel – niedrig) sowie anhand einer der Sendung zugeordneten Referenz- nummer und den damit verbundenen Herkünften inkl. Geokoordinaten von jedem einzelnen Erzeuger. Alle Daten und Sorgfaltserklärungen der Produzen- ten, Importeure und Verwender sollen in eine EU- Datenbank eingepflegt werden. Fünf Monate vor Einführung liegen dazu jedoch keine aussagekräf- tigen Systeme vor, diese sollen im vierten Quartal veröffentlicht werden. Da jede Milchkuh schlussendlich in die Fleischpro- duktion überführt wird, fallen auch alle Milcherzeu- ger und Mutterkuhhalter unter die EUDR. Der MIV hat in einer Verbändeallianz gegenüber dem BMEL den Lösungsvorschlag eingebracht, zur Erfüllung der EUDR-Anforderungen auf die bereits bestehen- de HIT-Datenbank zurückzugreifen. In dieser müs- sen bereits heute alle Tierhalter ihre Rinder wenige Tage nach der Geburt anmelden. Eine solche Dop- pelnutzung könnte für die Erzeuger eine reale Er- leichterung bedeuten, insbesondere da in Deutsch- land die Waldnutzung gesetzlich geregelt ist und seit Jahren ein Zuwachs an Waldfläche besteht. Eine Zerstörung von Waldflächen zugunsten land- MIV-Geschäftsbericht 2023/24 15

Dass sich der Markt beruhigt und auf dem Weg der Erholung ist, spiegelt sich auch im ansteigenden Handel wider. Mit dem Ausscheiden des Vereinigten Königreiches aus der EU sind die Käseexporte aus Deutschland auf die Insel 2021 um mehr als 30 % eingebrochen. Nachdem der Rückgang 2022 schon erheblich abgeschwächt war, konnte im vergange- nen Jahr erstmals wieder ein Wachstum ausgewie- sen werden (+6,9 % auf 50.835 Tonnen). Mit der Wahl der Labour Party ist im Vereinigten Königreich mit einer eher EU-freundlichen Politik zu rechnen. Als eine ihrer ersten Amtshandlungen kündigte die neue Regierung bereits an, in Handels- fragen mit der Europäischen Union künftig wieder enger zusammenarbeiten zu wollen. Wie genau diese Zusammenarbeit aussehen soll, werden die nächsten Monate zeigen. den Zweifel, ob die neuen Regelungen dem Waren- handel nicht doch noch einen erheblichen Dämpfer versetzen könnten. Mittlerweile hat sich die Sorge gelegt, die Abläufe haben sich eingeschliffen. Die neuen Anforderungen sind unmittelbar an ein Risikoeinstufungssystem gebunden. Der Milch- sektor ist hierbei ein Günstling, denn die meis- ten unserer Produkte gelten bei Verbringung ins Vereinigte Königreich als Einfuhren niedrigen Ri- sikos. Die Einstufung richtet sich in erster Linie nach dem Verarbeitungsgrad. Zusammengesetzte Produkte (Compound Products) gelten diesbezüg- lich ebenfalls als Lebensmittel mit geringem Risiko. Während Rohmilch und Rohmilcherzeugnisse der mittleren Risikostufe zugerechnet werden, zählen zu den Produkten mit hohem Risiko beispielsweise Rindersamen und Lebendtiere. Als letzte Verschärfung sieht das britische Grenz- kontrollschema Border Target Operating Model (BTOM) ab Ende Oktober 2024 eine Sicherheitsan- meldung über die IT-Anwendung S&S GB vor. Dabei handelt es sich um einen mittlerweile gestutzten Fragebogen mit 20 Punkten. Die wichtigsten Imple- mentierungsschritte des BTOM haben wir in einer Grafik (Seite 16) abgebildet. MIV-Geschäftsbericht 2023/24 17 +3,4%-2,2%+10,4%+0,2%-6,3%+2,6%-31,5%-1,8%+6,9%010203040506070802014201520162017201820192020202120222023Ausfuhr: Gewicht (in 1.000 t)Einfuhr: Gewicht (in 1.000 t)Deutschland:Handel mit Käse mit dem Vereinigten Königreich (HS 0406)©MIV | Quelle: Destatis

2. Öffentlichkeitsarbeit, Presse und Events Milchwirtschaft im Dialog mit Medien und Politik Wir befinden uns in turbulenten Zeiten, geprägt von politischen Unruhen, wirtschaftlichem Druck, Klimawandel, Inflation und den Auswirkungen von KI auf die Arbeitswelt. Dennoch bieten diese Heraus- forderungen auch Chancen, wie aus verschiedenen Veranstaltungen und Seminaren des MIV hervor- geht. Dabei haben wir gelernt, mit einer guten Zusammenarbeit und einem starken Zusammenhalt kön- nen wir zur Bewältigung des Wandels und Vorbereitung auf die Zukunft der Milchwirtschaft beitragen. Begrüßungsabend und Vortragsveranstaltung der MIV-Jahrestagung 2023 in Salzburg MIV-Jahrestagung 2023 in Salzburg Der MIV-Vorsitzende Peter Stahl (Hochland) zitier- te in seiner Begrüßungsrede zum offiziellen Teil der MIV-Jahrestagung am 20. Oktober 2023 in Salzburg die Aussage von Kanzler Scholz, dass sich Bürokra- tie, Risikoscheu und Verzagtheit wie Mehltau über das Land ausgebreitet haben. Tatsächlich belastet ein stetiger Strom von immer neuen Auflagen aus Brüssel und Berlin nicht nur die Molkereiunterneh- men und deren Mitarbeiter. Dies sei vielmehr eine Frage von Ordnungspolitik, um die sich nicht die Wirtschaft, sondern klassischerweise der Staat zu kümmern hat. Um die finanziellen Auswirkungen der Ordnungswut kümmert sich der Staat im Übri- gen nicht, sagte Stahl mit dem Hinweis auf inzwi- schen 29 „Sondervermögen“ im deutschen Haus- halt. Von einer Schuldenbegrenzung sei schlichtweg nichts mehr zu spüren. Artikels 148 GMO (Vertragsverhältnis Landwirt zu Molkerei) erklärte Stahl, dass es offenkundig poli- tische Absicht ist, in die Lieferverträge zwischen Molkereien und Milcherzeugern einzugreifen, ganz gleich was das wissenschaftliche Thünen-Institut basierend auf seinen Untersuchungen empfohlen haben mag. Betroffen sind über 300 Milchkäufer, die dann wohl alsbald ihre Verträge überarbeiten müssen – ohne dass dies Vorteile für Wettbewerbs- fähigkeit der Branche oder für die Stellung der Landwirte bringt. Inzwischen hat auch Brüssel das Thema entdeckt und wird weitere Verschärfungen vorschlagen. Josef Braunshofer, Geschäftsführer der größten österreichischen Molkerei Berglandmilch, informier- te die weit über 100 Tagungsteilnehmer über den Milchmarkt seines Heimatlandes. Eingehend auf die geplante Scharfschaltung des Überraschend ist die Vielfalt an Milchsorten im Land, MIV-Geschäftsbericht 2023/24 19

Milch-Montag und Milchpolitischer Frühschoppen 2024 Milch-Montag 2024 Die Internationale Grüne Woche in Berlin bietet dem Milchindustrie-Verband jedes Jahr eine wunderba- re Gelegenheit, die Geschäftsführerinnen und Ge- schäftsführer seiner Mitgliedsunternehmen zum traditionellen Milch-Montag einzuladen. Dieses Jahr fand die Veranstaltung in der prächtigen Friedrich- stadtkirche statt. Der Milch-Montag ermöglicht intensive Gespräche mit unseren Gästen aus Wirtschaft und Politik. In ihren Festreden begrüßten die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick, Herr Peter Stahl, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbandes, sowie der Milchpräsident des Deutschen Bauernverban- des, Karsten Schmal, herzlich eine große Anzahl von Vertretern der Mitgliedsunternehmen und wei- tere Gäste. Sie gaben dabei den Anwesenden einen Ausblick auf die aktuellen Themen der Branche und Anknüpfungspunkte für einen interessanten Abend. Milchpolitischer Frühschoppen 2024 Essen ist politisch: Es beeinflusst Klima, Welt und sogar Wahlkämpfe. Doch viele Verbraucher wollen einfach nur genießen – ohne schlechtes Gewissen. Mit diesen Worten eröffnete MIV-Vorsitzender Peter Stahl den Milchpolitischen Frühschoppen unter dem Titel „Wer bestimmt das Essen – Bürger oder Politik?“ Trendforscher Daniel Anthes präsentierte in seinem Impulsvortrag Hypes und Trends der zukünftigen Landwirtschaft und Ernährung. Er betonte die Be- deutung von Nähe und Transparenz zu den konsu- mierten Lebensmitteln, da dies die Wertschätzung steigere. Die Zukunft sei einfacher: Gesund und le- cker, regional und exotisch, nachhaltig und genuss- voll vereinen sich. Es wird vielfältige Essgewohnhei- ten geben, geprägt von Trends und Gegentrends. Es entwickelte sich ein lebendiger Austausch zwi- schen den Panelisten Frau Dr. Büning-Fesel, Frau Dr. Lehmann vom MIV, Herrn Anthes und Herrn Müller, Andechser Molkerei Scheitz GmbH, sowie dem Pub- likum. So erklärte Dr. Margareta Büning-Fesel (Prä- sidentin der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, BLE), dass Essverhalten durch Emotio- nen und gesellschaftliche Erwartungen beeinflusst wird. Ernährungsumgebung, Preis- und Werbestra- tegien spielen dabei eine große Rolle. Sie forderte eine gemeinsame Anstrengung aller Akteure ent- lang der Wertschöpfungskette. MIV-Geschäftsbericht 2023/24 21

Berliner Milchforum 2024 im Titanic Chaussee Hotel mit Platinsponsor Infor bringen, so das Thünen-Institut. Produktionskosten schwanken stark – je nach Region, Produktionssys- tem und Betriebsstruktur, so dass es „den fairen Preis“ für alle nicht gibt. Für Ministerin Gorißen war wichtig, dass für die Landwirte vor allem die Rah- menbedingungen stimmen. Von Handelsseite wurde für eine bessere Risikoverteilung entlang der Ket- te plädiert, indem z. B. existierende Indikatoren in Verträge eingebaut werden. Das EMB wünscht sich Drei-Parteien-Verträge, um mehr Transparenz zu schaffen und Produktionskosten entlang der Kette weiterzugeben. Der Vertreter der EU-Kommission wies darauf hin, dass der Preis nur ein Signal sei, welches aber nicht nur den Landwirt, sondern auch die nachgelagerten Stufen erreichen müsse. Es gebe bereits viele Daten und Indizes, deren Darstel- lung und Zugang für alle Marktteilnehmer in Kürze verbessert werden soll. Herr Stahl bezeichnete die Zugrundelegung der landwirtschaftlichen Produk- tionskosten als ein utopisches Unterfangen und verwies auf die Marktwirtschaft als das System, das sich am besten bewährt habe. Berliner Milchforum 2024 Zeitenwende in der Milchwirtschaft: Wie geht es weiter? Das nunmehr 14. Berliner Milchforum fand am 21. und 22. März 2024 statt. Etwa 500 Teilnehmen- de aus Milchwirtschaft, Politik, Handel und Wissen- schaft wohnten der Veranstaltung bei. Die beglei- tende Fachausstellung brachte die Besucher auf den neuesten Stand der Entwicklungen und Innova- tionen u. a. im Hinblick auf Preisabsicherung, Ver- packung, Tiergesundheit und Energie. Im Fokus der Podiumsdiskussion am ersten Tag, die die Milchpolitik im Wahljahr 2024 zum Thema hat- te, stand der Artikel 148 der Gemeinsamen Markt- organisation sowie die Themen „Entwaldungsfreie Lieferketten“ und die Vorgaben für Weidemilch. Redebedarf hatten da alle Stakeholder. Die Milch- branche sieht weitere Hürden auf sich zukommen, die mit viel Aufwand, Kosten und Bürokratie ver- bunden sind. Die Komplexität in dieser Zeit brauche Rahmenbedingungen, die flexibel sind. Die Meinun- gen von Praktikern und Politikern gingen da weit auseinander: Anstelle praktikabler Lösungen stehen vielmehr Überregulierung und neue Gesetze vor der Tür. Am zweiten Tag präsentierten renommierte Exper- ten unter dem Motto „Zeitenwende in der Milchwirt- schaft: Wie geht es weiter?“ ihre Fachkenntnisse und Perspektiven zu den Chancen und Herausfor- derungen für die Milchwirtschaft in puncto Markt- geschehen, Tierwohl, die Zukunft der Ernährung im Kontext von „Neuem Essen“ und Nachhaltigkeit. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir unter- MIV-Geschäftsbericht 2023/24 23

Bauernproteste in Berlin im Januar 2024 | Der MIV unterstützte den DBV bei der Versorung der LandwirtInnen vor Or MIV und DBV sorgten für Verpflegung bei der Schlusskundgebung der Bauernproteste im Januar 2024 Im Rahmen der Aktionswoche und Bauernproteste aufgrund der Haushaltskürzungen der Bundesregie- rung fand am 15. Januar 2024 vor dem Brandenbur- ger Tor die Schlusskundgebung statt. Neben dem Agrardiesel stand auch das grüne Nummernschild für Milchsammelwagen auf der Streichliste, letzte- res wurde kurz darauf wieder zurückgenommen. Der Milchindustrie-Verband (MIV) unterstützte an dem Tag den Deutschen Bauernverband (DBV) vor Ort in Berlin bei der Verteilung von Käsebrötchen an die LandwirtInnen. Ein Dank an die unterstützenden Molkereien Hohenloher Molkerei eG und DMK Deut- sches Milchkontor GmbH. Das MIV-Büro in Brüssel zieht in das Deutsche Haus der Land- und Ernährungswirtschaft Der MIV ist seit 1996 mit einem eigenen Büro in Brüssel vertreten, um die Interessen der deutschen Molkereien besser und direkter bei den EU-Institu- tionen zu vertreten. Es fungiert als wichtiges Bin- deglied zwischen dem Berliner MIV-Büro, den deut- schen Molkereien und den EU-Institutionen sowie dem europäischen Dachverband EDA. Der direkte Kontakt vor Ort ist ein großer Vorteil für den MIV. So kann rechtzeitig Einfluss auf EU-Gesetzesvorhaben genommen werden, damit die Anliegen der deut- schen Milchindustrie ausreichend Gehör finden. Zu Jahresanfang hat der MIV neue Büros im Deutschen Haus der Land- und Ernährungswirtschaft bezogen, welches sich am Place du Luxembourg in unmittel- barer Nähe zum EU-Parlament befindet. Die Mieter- gemeinschaft besteht aus deutschen Verbänden der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft, so dass der MIV hier ein gutes Zuhause gefunden hat. MIV-Geschäftsbericht 2023/24 25

3. Wissenschaft und Forschung Auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Ernährung – von Ernährungsempfeh- lungen bis zu Werbeverboten Eine nachhaltigere und gesunde Ernährungsweise steht weiterhin im Zentrum aktueller wissenschaftli- cher und damit auch politischer Diskussionen. Themen wie eine stärker pflanzenorientierte Ernährung, Reduktionsziele und Werbeverbote für bestimmte Lebensmittel mit viel Salz, Fett und Zucker sowie Tierwohl und Klimawandel stehen weit oben auf der politischen Agenda. In diesem Zusammenhang hat sich der Milchindus- trie-Verband (MIV) wieder mit zahlreichen komple- xen Fachthemen befasst, sich vorausschauend für zukünftige Entwicklungsschritte positioniert und sich erfolgreich gegen verschiedene verbotspoliti- sche Vorhaben ausgesprochen. Nachhaltigkeit und Tierwohl bleiben im Fokus In der gesellschaftlichen und politischen Diskussion werden die Themen Nachhaltigkeit und Tierwohl zu- nehmend vorangetrieben. Die Betrachtung der Her- stellungs- und Haltungsbedingungen spielt dabei weiterhin eine wichtige Rolle. QM-Nachhaltigkeitsmodul und Innovationsprozess Das QM-Nachhaltigkeitsmodul ist ein gemeinsames Projekt von QM-Milch e. V. und dem Thünen-Institut für Betriebswirtschaft. Mit Start im Jahr 2017 und der Entwicklung eines umfassenden Kriterienkata- logs aus den Bereichen Ökonomie, Ökologie, Sozia- les und Tierwohl soll das Nachhaltigkeitsmodul Mol- kereien und Milcherzeuger praxistauglich bei einer nachhaltigen Weiterentwicklung unterstützen. Ein wichtiger Baustein ist die Anschlussfähigkeit des Nachhaltigkeitsmoduls an internationale Initiativen. Aktuell befindet sich das QM-Nachhaltigkeitsmodul mit einer Teilnahme von knapp 30 Praxispartnern in der Projektphase von Mitte 2023 bis Mitte 2026. Aufgrund der rasant gestiegenen Anforderungen des Marktes in puncto Nachhaltigkeitsbericht- erstattung wurde im Herbst 2023 ein sogenannter Innovationsprozess gestartet. Ziel: Ausrichtung des QM-Nachhaltigkeitsmoduls an den aktuellen und zu- künftigen Anforderungen des Marktes. Mit Abschluss des Innovationsprozesses wurden im Juni 2024 Vorschläge veröffentlicht, welche im We- sentlichen die Themen Struktur/Organisation sowie Klimabilanzierung und weitere Anforderungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung betreffen. Hierfür sind insbesondere die Voraussetzungen hinsichtlich der IT wie Schnittstellen, Datenbanken etc. zu schaf- fen. In der sich anschließenden Übergangsphase hin zur Umsetzung der konkreten Maßnahmen sollen die entsprechenden Voraussetzung für eine erfolg- reiche Etablierung des neuen Nachhaltigkeitsmo- duls geschaffen werden. QM-Milch erfolgreich weiterentwickelt In einer gemeinsamen Absichtserklärung bekann- ten sich Vertreter der Wertschöpfungskette Milch im Jahr 2020 zur Weiterentwicklung des Systems QM-Milch und beschlossen u. a., QM-Milch als ein auf Milchprodukten auslobungsfähiges System zu MIV-Geschäftsbericht 2023/24 27

Ernährungspolitischer Bericht 2024 Das Bundeskabinett hat im Juni 2024 den Bericht der Bundesregierung zur Ernährungspolitik, Le- bensmittel- und Futtermittelsicherheit „Gesunde, nachhaltige und sichere Ernährung“ beschlossen. Mit diesem Ernährungspolitischen Bericht gibt die Bundesregierung alle vier Jahre einen Überblick über Grundlagen, Ziele und Maßnahmen der Politik im Bereich der Ernährung und des gesundheitlichen Verbraucherschutzes. Der vorliegende dritte Bericht soll aufzeigen, welche konkreten Maßnahmen entwi- ckelt und auf den Weg gebracht wurden. So befasst er sich mit zahlreichen Themen wie der nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie und Werbe- beschränkungen gegenüber Kindern, der Lebens- mittelkennzeichnung, dem Schutz vor Rückständen und Kontaminanten, der Neuordnung der Trinkwas- serverordnung bis hin zur Ernährungsstrategie. BMEL-Ernährungsreport 2023 – der Geschmack ist entscheidend Seit 2016 lässt das Bundesministerium für Ernäh- rung und Landwirtschaft (BMEL) Bürgerinnen und Bürger befragen, was ihnen beim Einkaufen wichtig ist und wie sie essen. Die Ergebnisse des Ernäh- rungsreportes 2023 zeigen, dass der wichtigste Aspekt beim Essen der gute Geschmack ist (99 %). Etwa zwei Drittel der Befragten verzehren Milch- produkte täglich. Warum werden vegetarische oder vegane Alternativen erworben? Meist aus Neugier, aus Klima-/Umweltschutzgründen oder wegen des Tierschutzes. Weiterhin achtet eine deutliche Mehr- heit (80 %) darauf, wie das Tier gehalten wurde, von dem das Lebensmittel stammt. Knapp drei Viertel der Befragten schauen beim Einkaufen auf Angebo- te und 57 % auf preiswerte Lebensmittel. Bei Milch und Milcherzeugnissen achten 72 % der Befragten auf die regionale Herkunft. Die Strategie formuliert dabei sechs wesentliche Ziele und fokussiert vor allen Dingen auf die Stär- kung einer pflanzenbetonten Ernährung. Diese Ziele sollen unter anderem dadurch erreicht werden, in- dem die Nationale Reduktions- und Innovationsstra- tegie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten weiterentwickelt wird, die EU-weit verpflichtende Einführung des Nutri-Scores unterstützt und die an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt eingeschränkt wird. Der Bund setzt sich gegenüber der Europäi- schen Kommission außerdem dafür ein, pflanzliche Drinks in das EU-Schulprogramm für Gemüse, Obst sowie Milch und Milchprodukte aufzunehmen. Zu- dem wurde das Vorhaben aus dem aktuellen Koali- tionsvertrag zur Erarbeitung von Reduktionszielen für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten in die Strategie aufgenommen. Der intransparente Erar- beitungsprozess wurde von vielen Seiten kritisiert. Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ veröffentlicht Empfehlungen Bürgerräte sind eine Form der politischen Beteili- gung, die die parlamentarische Arbeit ergänzen, jedoch keine politischen Entscheidungen treffen können. Die Ampelparteien haben in ihrem Koali- tionsvertrag festgelegt, dass sie Bürgerräte durch den Bundestag einsetzen wollen. Im Februar hat der erste Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ neun Empfehlungen zum Thema Ernährung erarbeitet, darunter u. a.: • Bewusstes Einkaufen leicht gemacht durch ein verpflichtendes staatliches Label • Lebensbedingungen und Herkunft von Tieren • Verbrauchsabgabe zur Förderung des Tierwohls transparent darstellen Die Auswahlkriterien und die Sinnhaftigkeit des Bür- gerrates Ernährung wurden in der Öffentlichkeit kri- tisch diskutiert. Im Anschluss an die parlamentari- schen Beratungen wird der Bundestag entscheiden, wie er mit den Ergebnissen umgeht. Er kann zum Beispiel die Bundesregierung zu einem bestimmten Handeln auffordern oder selbst eine Gesetzesinitia- tive starten. Grundsätzlich gilt aber, dass die Bür- gerräte keine Entscheidungen treffen, sie machen Vorschläge und beraten das Parlament. MIV-Geschäftsbericht 2023/24 29

rücksichtigt und nun erstmals Fragen der Nachhal- tigkeit einbezieht. Die aktuellen Empfehlungen bestehen zu drei Vier- teln aus pflanzlichen Produkten. Der Verzehr von tierischen Produkten soll deutlich eingeschränkt werden. Milch und Milchprodukte sollen weiterhin täglich verzehrt werden, dennoch werden die Emp- fehlungen um mehr als ein Drittel, auf zwei Portio- nen pro Tag (~ 400–500 g) reduziert. Aus den drei Optionen, einem Glas Milch, einer Scheibe Käse und einem Joghurt, dürfen sich die Verbraucher zukünf- tig nur noch zwei Produkte am Tag aussuchen. Der MIV hinterfragt neben zugrunde liegenden Daten (wie agronomische Abhängigkeiten, Umwelt- kriterien oder Nährstoffversorgung) die Akzeptanz und praktische Umsetzung innerhalb der Bevöl- kerung. Auch von anderen Seiten wurde deutliche Kritik an den neuen Empfehlungen geübt. So sind die Empfehlungen der DGE aus Sicht der Deutschen Akademie für Präventivmedizin e. V. (DAPM) praxis- fern und werden den gesundheitlichen Belangen der Bevölkerung nicht gerecht. DGE aktualisiert Position zu veganer Ernährung Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) hat ihre Position zur veganen Ernährung unter Be- rücksichtigung der Aspekte Gesundheit, Umwelt, Soziales und Tierwohl neu bewertet. Für gesunde Erwachsene könne neben anderen Kostformen auch eine vegane Ernährung eine gesundheitsfördernde Ernährung darstellen, unter der Voraussetzung der Einnahme eines Vitamin-B12-Präparats, einer aus- gewogenen Lebensmittelauswahl sowie einer be- darfsdeckenden Zufuhr der potenziell kritischen Nährstoffe in Form von Nahrungsergänzung. Für Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende und Se- niorInnen kann die DGE aufgrund der weiterhin limi- tierten Datenlage keine eindeutige Empfehlung für oder gegen eine vegane Ernährung aussprechen. DGE-Qualitätsstandards – Milch und Milchprodukte täglich verzehren Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) hat ihre fünf DGE-Qualitätsstandards für die Ge- meinschaftsverpflegung aktualisiert. Bundesminis- ter Özdemir setzt sich für eine flächendeckende Anwendung der DGE-Qualitätsstandards ein. Neben neuen Rechtsgrundlagen seien insbesondere ak- tuelle wissenschaftliche Erkenntnisse der Nach- haltigkeitsforschung berücksichtigt worden. Die Herstellung ernährungsphysiologisch bedeutsamer Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte kann laut DGE vergleichsweise negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Die Lebensmittel sollten dennoch aufgrund ihrer gesundheitsfördernden Bedeutung entsprechend ihrer empfohlenen Verzehrhäufigkeit und -menge in den Speiseplan integriert werden. Zur Lebensmittelgruppe Milch und Milchprodukte erläutert die DGE, dass diese der Lieferant für Cal- cium sind. Dieser Aspekt sei gerade für Kinder, die sich im Wachstum befinden, neben Vitamin D wich- tig für den Knochenaufbau sowie für gesunde Zäh- ne. Außerdem enthalten Milchprodukte hochwerti- ges Protein, Jod sowie die Vitamine A, B2 und B12. MIV-Geschäftsbericht 2023/24 31

Vergleich zu den anderen untersuchten Pflanzen- drinks die höchsten Gehalte vieler Mineralstoffe, wie Kalium und Magnesium, Spurenelemente wie Eisen und Zink sowie von Vitamin B1. An jene der Milch rei- chen sie jedoch nicht heran. Gleichzeitig enthalten die untersuchten pflanzlichen Produkte weniger ge- sättigte Fettsäuren und dafür mehr mehrfach unge- sättigte Fettsäuren und ihr Cholesteringehalt liege weit unter jenem der Milch, so das MRI. Haferdrinks beinhalten außerdem gesundheitsförderliche Bal- laststoffe. Mikrobiologisch seien die untersuchten Drinks sicher. Pflanzliche Kost und Gesundheit: Nationale Coplant-Studie startet Auch wenn eine (rein) pflanzliche Kost häufig als vermeintlich „gesund“ angepriesen wird, gibt es bis- lang kaum wissenschaftlich belastbare Daten zu den Auswirkungen heutiger pflanzenbasierter Ernäh- rungsweisen auf den Körper. Die COPLANT-Studie (COhort on PLANT-based diets) des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in Kooperation mit dem Max Rubner-Institut (MRI), dem Forschungsinstitut für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE) und verschie- denen Universitäten sowie dem Thünen-Institut ist im Frühjahr 2024 gestartet. Sie soll Datenlücken im Hinblick auf potenzielle gesundheitliche, ökologi- sche, soziale und ökomische Vorteile oder mögliche Risiken pflanzenbasierter Ernährung schließen und dann wissenschaftlich basierte Ernährungsempfeh- lungen für eine gesunde und zugleich nachhaltige Lebensweise ermöglichen. DGE zu Protein Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) erarbeitet zurzeit ihre Protein-Leitlinie und be- wertete als Zwischenergebnisse den Einfluss auf die Nierengesundheit und das Körpergewicht. Demnach sieht die DGE keinen Zusammenhang zwischen einer hohen Proteinzufuhr (> 0,8 g/ kg Körpergewicht/Tag) und Nierensteinen bzw. -erkrankungen. Auch scheint bei bedarfsgerechter Energiezufuhr die täglich zugeführte Proteinmen- ge bei Erwachsenen das Körpergewicht, die Fett- masse und den Taillenumfang wahrscheinlich nicht zu beeinflussen. Der aktuelle Referenzwert für die Proteinzufuhr liegt für Erwachsene zwischen 19 und 65 Jahren bei 0,8 g/kg Körpergewicht/Tag und erhöht sich ab 65 Jahren auf 1,0 g/kg Körper- gewicht/Tag. Keine Einigung zur Lockerung für neue genomische Verfahren Im Sommer 2023 hat die EU-Kommission einen Vor- schlag für eine Reform der Gentechnik-Gesetze vor- gelegt. Kernpunkt sind Erleichterungen für Pflan- zen, die mit neuen Verfahren wie der Gen-Schere CRISPR/Cas gezüchtet wurden (NGT-Pflanzen Kate- gorie 1). Für alle anderen Pflanzen, die komplexere Veränderungen im Genom aufweisen (NGT-Pflanzen Kategorie 2), sollen weiterhin die strengen Regeln des Gentechnikrechts gelten. Bereits im Vorfeld der Veröffentlichung des EU-Vorschlages wurde die Thematik in Öffentlichkeit und Politik intensiv und kontrovers diskutiert. Diese Diskussionen haben MIV-Geschäftsbericht 2023/24 33

Anwendung für die Herstellung von Produkten mit Listerien-Risiko in verschiedenen Branchen und Prozessen ermöglicht. Ferner werden neben den rechtlichen Grundlagen und „Best-Practice-Hinwei- sen“ zur Basishygiene die bereits beschlossenen Empfehlungen der AFFL zur Anwendung der Ver- ordnung (EG) Nr. 2073/2005 berücksichtigt und so der Praxis zugänglich gemacht. Insbesondere die Verhältnisse in handwerklich arbeitenden Betrieben werden berücksichtigt. BPA-Verbot Die EU-Kommission hat ihr Regelungsvorhaben ei- nes Verbotes von Bisphenol A (BPA) in Lebensmit- telkontaktmaterial verabschiedet. Die Milchindus- trie hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Ausnahmeregelungen für große Behälter und Tanks mit einem Fassungsvermögen von über 1.000 Liter sowie für Polysulfon-Membranfilter erwirkt werden konnten. PFAS weiterhin in der Diskussion PFAS sind eine Gruppe sehr beständiger Indust- riechemikalien mit vielfältigen nützlichen Eigen- schaften (wasser-/fettabweisend, chemisch und thermisch stabil) und breitem Anwendungsspek- trum. Inzwischen sind sie ubiquitär in der Umwelt nachweisbar. Über 5.600 Kommentare wurden bei der Konsultation zum pauschalen Beschränkungs- vorschlag in der REACH-Verordnung und für die Herstellung, das Inverkehrbringen und Verwendung von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) ein- gereicht. Auch die Lebensmittelindustrie/Logistik wäre durch das Verbot über den Wegfall von Kälte- mitteln, speziellen Dichtungen und Schmierstoffen sowie Energiegewinnungseinrichtungen betroffen. PFAS-freie Alternativen mit den gewünschten tech- nologischen Eigenschaften fehlen. Die Lebensmittelwirtschaft spricht sich gegen das potenzielle pauschale PFAS-Verbot aus, bittet um Bestandsschutz und einen deutlich differenzierte- ren, risikobasierten und zeitlich angemessenen An- satz. Abschätzungshilfe des BfR zur Futtermittekontamination Das BfR-Computerprogramm „ConTrans“ schätzt, wieviel von einem unerwünschten Stoff aus einem Futtermittel in ein Lebensmittel übergeht. Beim Transfer geht es darum, welche Mengen eines Stof- fes vom Tier aufgenommen werden und wie sich dieser im Körper verteilt. Ebenso wird mathema- tisch modelliert, wie lange er im Organismus bleibt, zu welchen Folgeprodukten er abgebaut und wie er ausgeschieden wird. Im Milchbereich sind der Übergang von Cannabinoi- den und Chinolizidinalkaloiden aus Lupinen analy- sierbar. Das Programm wird vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kontinuierlich erweitert und soll das behördliche Risikomanagement unterstüt- zen. BVL zu lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebens- mittelsicherheit (BVL) und das Robert Koch-Institut (RKI) erstellen seit 2015 jährlich gemeinsam einen Jahresbericht zu lebensmittelbedingten Erkrankun- gen in Deutschland. Gemäß dem aktuellen Bericht wurden im Jahr 2022 insgesamt 211 lebensmittel- bedingte Krankheitsausbrüche gemeldet. 34 % der Ausbrüche wurden durch den Erreger Campylo- bacter spp. verursacht, 33 % der Ausbrüche durch Salmonellen. Weitere Erreger waren Noroviren (10 %), Listeria monocytogenes (3 %), Bacillus cere- us (1 %), Shigatoxin-bildende Escherichia coli (STEC) (1 %), Cryptosporidium spp. (1 %), Staphylococcus au- reus (1 %), Hepatitis-E-Virus (1 %), Shigella spp. (1 %) sowie andere (jeweils unter 1 %). Insgesamt 17 der 211 Ausbrüche erfüllten die EFSA-Kriterien für Ausbrüche mit hoher Evidenz (d. h. ein ursächlicher Zusammen- MIV-Geschäftsbericht 2023/24 35

46. Wissenschaftlicher Beirat tagte 2023 in Berlin Vertreter aus Wissenschaft, Verwaltung und Milch- industrie trafen sich anlässlich der 46. Sitzung des Wissenschaftlichen Beirates im November 2023 in Berlin. Zahlreiche Teilnehmer aus der Wissenschaft disku- tierten mit Vertretern der Milchindustrie verschie- dene milchrelevante Themen, wie die Bedeutung von Milchprodukten in einer nachhaltigen Ernäh- rung, Herausforderungen zellulärer Landwirtschaft, Fragen staatlicher Regulierung von Lieferbeziehun- gen, Mikroplastik in Lebensmitteln, Innovationen der Preisbildung, Herausforderungen der Milchhygi- ene, Perspektiven neuer gentechnischer Methoden sowie Möglichkeiten und Chancen des chemischen Recyclings. Geleitet wurde die Veranstaltung vom stellvertretenden MIV-Vorsitzenden, Hans Holtorf. Seit 1950 gibt es den Wissenschaftlichen Beirat des Milchindustrie-Verbandes. Namhafte Vertreter aus sämtlichen Bereichen der Wissenschaft – von den Naturwissenschaften bis zur Rechts- und Wirt- schaftswissenschaft – sind Mitglied. Sie kommen re- gelmäßig in einem zweijährigen Turnus zusammen, um mit dem MIV-Vorstand, Unternehmensvertretern und Gästen aktuelle Themen aus der Milchwirtschaft zu diskutieren und über Lösungen zu beraten. Milch-Wissenschaftlicher Innovationspreis 2023 wurde an Frau Prof. Plötz verliehen Seit 2010 verleiht der Milchindustrie-Verband einen Forschungspreis, der jährlich vergeben werden kann. Mit diesem Preis wird die Relevanz von For- schung und Wissenschaft im MIV deutlich sichtbar. Er steht für innovative milchspezifische und praxis- nahe Leistungen aus den verschiedenen Wissen- schaftsbereichen – von den Naturwissenschaften bis zur Rechts- und Wirtschaftswissenschaft –, die für die Molkereipraxis und Milchwissenschaft von besonderer Bedeutung sind. Innovationspreis Der Milch-Wissenschaftliche „Dr. Gisela Runge-Preis“ 2023 wurde im Rahmen des 46. Wissenschaftlichen Beirates an Prof. Dr. Madeleine Plötz von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) verliehen. Frau Prof. Plötz ist Fachtierärztin für Milchhygiene und hat seit 2019 die Professur für Lebensmittel- qualität und -sicherheit an der TiHo inne, gleich- zeitig ist sie Direktorin des gleichnamigen Instituts (LMQS). Frau Prof. Plötz zeichnet sich durch ein vielschich- tiges Forschungsprofil im Bereich milchspezifischer Fragestellungen aus, insbesondere zur Verbesse- rung der Qualität und Sicherheit von Milch und Milcherzeugnissen. Hans Holtorf, stellv. MIV-Vorsitzender, überreichte den Milch- Wissenschaftlichen Innovationspreis „Dr. Gisela Runge-Preis“ 2023 an Prof. Madeleine Plötz MIV-Geschäftsbericht 2023/24 37

Zusammenarbeit mit Forschungsstellen • Charité Universitätsmedizin Berlin • Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e. V. (DIL) • Eidgenössische Technische Hochschule Zürich ETH • Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS • Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) Dresden/Freising • Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg • Friedrich-Löffler-Institut (FLI) • Friedrich-Schiller-Universität Jena • Gottfried Wilhelm Leibnitz Universität Hannover • Hochschule Anhalt • Hochschule Hannover • Hochschule Geisenheim • ife Informations- und Forschungszentrum für Ernährungswissenschaft e. V. • Justus-Liebig-Universität Gießen • Karlsruher Institut für Technologie (KIT) • Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) • Max Rubner-Institut (MRI) Kiel/Karlsruhe • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn • Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover • Technische Universität Berlin • Technische Universität Dresden • Technische Universität Kaiserslautern • Technische Universität München • Technische Universität München (School of Life Sciences) • Thünen-Institut für Betriebswirtschaft • Universität Bayreuth • Universität Hamburg • Universität Hohenheim • Veterinärmedizinische Universität Wien Branchenfokus der FEI-Projekte 2023 12 % Getränke (-10 %) 14 % Obst und Gemüse (+5 %) 12 % Produkte sonstiger Wirtschaftszweige (-1 %) 9 % Fleischerzeugnisse +1 % 25 % Getreideerzeugnisse (+2 %) 5 % Süßwaren (-1 %) 23 % Milchprodukte (+3 %) Quelle: Forschungskreis der Ernährungsindustrie e. V. (FEI) MIV-Geschäftsbericht 2023/24 39

Gemeinschaftsforschungsprojekte BMWK/AiF Fördervolumen und Anzahl der bewilligten Projekte seit Gründung der AG Forschung ) € ( n e m u o v r e d r ö F l 6.000.000 5.000.000 4.000.000 3.000.000 2.000.000 1.000.000 0 © MIV Anzahl der Projekte Fördervolumen (€) 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 j e t k e o r P r e d l h a z n A 16 14 12 10 8 6 4 2 0 2023 sind sechs Projekte mit einem Gesamtvolumen von ca. zwei Mio. EUR angelaufen; 2024 erfolgte be- reits die Bewilligung von sechs Forschungsvorhaben mit einem Gesamtvolumen von über 2,5 Mio. EUR zu folgenden Themen: texturierenden riellen Nebenströmen tion zur Validierung des Reinigungserfolgs • Fouling beim Erhitzen pflanzlicher Milchalternati- ven – Mechanismen, Kinetik sowie Online-Detek- • Minimieren der Bildung großer verdichteter Ag- gregate während der thermischen Behandlung proteinhaltiger Lebensmittel • Fermentative Gewinnung von Acetanen und acetanhaltigen Zutaten aus indust- • Thermoformbarkeit von Folien aus mehrfach recyceltem Polypropylen – Verarbeitungsgrenzen und Handlungsempfehlungen – MeProCycle • Basidiomycetenvermittelte Fermentation pflanz- • Produktion von Ethylacetat aus Molkerückstän- den mit Kluyveromyces marxianus und Produkt- gewinnung mittels Membranverfahren licher Rohstoffe und Nebenströme zur Herstel- lung von Käsearomen und verganer Käsealterna- tiven MIV-Geschäftsbericht 2023/24 41

4. Recht und Qualität Milch- und Lebensmittelrecht Viele der von der EU-Kommission im Rahmen der Farm-to-Fork-Strategie angekündigten Legislativ- vorschläge (z. B. Rechtsrahmen für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem, verpflichtende Herkunfts- kennzeichnung, verpflichtendes Front-of-Pack-Label gekoppelt an EU-weite Nährwertprofile) haben es innerhalb von vier Jahren nicht einmal zu einem Kommissionsvorschlag geschafft. Veröffentlicht wurde lediglich eine Empowerment-Richtlinie zum ökologischen Wandel und ein Vorschlag zu einer „Green Claims“-Richtlinie. Weitere Diskussionspunkte im zurückliegenden Berichtsjahr waren die Prä- zisionsfermentation und der absolute Bezeichnungsschutz Milch, die neue Geoschutz-Verordnung (EU) 2024/1143 und das Thema Gattungsbezeichnung „Emmentaler“. Aktuelles zu Gattungsbezeichnungen „Emmentaler“ • Eintragung als Wort(kollektiv)marke Das Europäische Gericht (EuG) hat am 24.05.2023 die Klage von Emmentaler Switzerland gegen das Europäische Patent- und Markenamt (EUIPO) abge- wiesen und die Position des MIV bestätigt, dass „Em- mentaler“ eine Gattungsbezeichnung ist. Aufgrund des Vorliegens eines absoluten Eintragungshinder- nisses kann „Emmentaler“ nicht als Wort(kollektiv)- marke für die Klasse 29 (Käse) in der EU eingetra- gen werden (Rechtssache T-2/21). Gegen diese Ent- scheidung des EuG hat Emmentaler Switzerland ein Rechtsmittel zum Europäischen Gerichtshof (EuGH) eingelegt. Der EuGH hat das eingelegte Rechts- mittel nicht zugelassen. Nach seiner Auffassung hat Emmentaler Switzerland nicht dargelegt, dass sein Rechtsmittel eine für die Einheit, die Kohärenz oder die Entwicklung des Unionsrechts bedeut- same Frage aufwirft. Damit ist das Urteil des EuG vom 24.05.2023 rechtskräftig und der Versuch von Emmentaler Switzerland gescheitert, den Begriff „Emmentaler“ als Wort(kollektiv)marke nach der Unionsmarkenverordnung in der EU zu schützen. • Schutz von „Emmentaler“ im Rahmen der Genfer Akte Die Schweiz hat am 31.10.2022 beim Internationa- len Büro der Weltorganisation für geistiges Eigen- tum (WIPO) beantragt, „Emmentaler“ als geschütz- te Ursprungsbezeichnung im Rahmen der Genfer Akte des Lissabonner Abkommens einzutragen. Die WIPO hat den Antrag geprüft und am 14.03.2024 die Europäische Union gemäß Art. 6 Abs. 4 der Genfer Akte des Lissabonner Abkommens über die Eintra- gung des Namens „Emmentaler“ (Art des Erzeug- nisses: Käse; Ursprungsland: Schweiz) in das Inter- nationale Register informiert. Die EU-Kommission hat am 12.04.2024 eine entsprechende Mitteilung nach der Genfer Akte des Lissabonner Abkommens im EU-Amtsblatt veröffentlicht (C/2024/2686). Die- se Veröffentlichung eröffnet die Möglichkeit, gemäß Art. 6 der Verordnung (EU) 2019/1753 und aus den dort genannten Gründen, z. B. das Vorliegen einer Gattungsbezeichnung, Einspruch gegen den Schutz des Namens „Emmentaler“ im Gebiet der Euro- päischen Union zu erheben. Einsprüche waren bis spätestens zum 11.08.2024 einzureichen. Die „Em- mentaler“-Hersteller und -Vermarkter haben die Schutzgemeinschaft für Milch und Milcherzeugnisse (SMM) gebeten, Einspruch einzulegen. Der SMM- Vorstand hat beschlossen, dieser Bitte nachzukom- men, damit verhindert wird, dass sich der Schweizer Ursprungsbezeichnungsschutz für „Emmentaler“ auf die EU ausdehnt. „Kashkaval“ Griechenland hat beantragt, „Kashkaval Pindou“ als geschützte geografische Angabe einzutragen. Gegen diesen Antrag hat die SMM am 15.06.2023 im Namen der deutschen „Kashkaval“-Hersteller und -Vermarkter Einspruch eingelegt. Ziel des Ein- spruchs war es, zu erreichen, dass festgestellt wird, dass nur der vollständige Name „Kashkaval Pindou“ mit der Registrierung geschützt wird, nicht aber der Name „Kashkaval“, der eine Gattungsbezeichnung ist. Zwischen Griechenland und Deutschland hat da- raufhin ein Konsultationsverfahren stattgefunden, in dem sich beide Länder auf die geforderten Klar- stellungen verständigt haben. Mit einer Veröffentli- chung im Amtsblatt der EU wird in Kürze gerechnet. MIV-Geschäftsbericht 2023/24 43

Schutz geschützter Ursprungsbezeichnungen (g.U.) und geschützter geografischer Angaben (g.g.A.) so- wie garantiert traditioneller Spezialitäten (g.t.S.) als Zutaten aufgenommen. Erfolgreich konnte mit tat- kräftiger Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) verhindert werden, dass Lizenzvereinbarungen erforderlich sind, wenn eine g.U. oder g.g.A. als Zutat in einem Lebensmittel verwendet wird. Durchgesetzt werden konnte, dass die Kriterien, die in den Leitlinien der EU-Kommission für die Kennzeichnung von Lebens- mitteln, die Zutaten mit g.U. und g.g.A. enthalten, aufgeführt sind (Amtsblatt der EU, 2010, C 341, S. 3ff), in die Verordnung aufgenommen werden. Das Instrument der „anerkannten“ Erzeugervereini- gung, das es bisher nur in Italien und Frankreich gibt, wird in die Verordnung aufgenommen. Unter dem Deckmantel „Stärkung der Erzeugervereinigung“ werden dieser zahlreiche Privilegien zugestanden. Der MIV hat das BMJ und BMEL gebeten, nun zeit- nah dafür zu sorgen, dass sich auch die Schutzge- meinschaften von g.U. und g.g.A. in Deutschland umgehend als anerkannte Erzeugervereinigungen registrieren lassen können. Eine weitere wesentliche Neuregelung findet sich in Art. 37 Abs. 5 der Verordnung (EU) 2024/1143. Da- nach ist der Name des Erzeugers oder Wirtschafts- beteiligten bei einer geografischen Angabe im selben Sichtfeld in der Kennzeichnung wie die geografische Angabe anzugeben. Hier gibt es noch zahlreiche Aus- legungsfragen, die mit der EU-Kommission zu klären sind. Dazu zählt z. B. die Frage, ob ein Wirtschaftsbe- teiligter auch der Inverkehrbringer einer Eigenmarke ist. Landwirtschaftliche Erzeugnisse, die unter einer geografischen Angabe vermarktet werden und vor dem 14.05.2026 gekennzeichnet wurden, können bis zur Erschöpfung der Bestände weiterhin in Verkehr gebracht werden, ohne die Verpflichtung, den Namen des Erzeugers oder Wirtschaftsbeteiligten im selben Sichtfeld wie die geografische Angabe zu führen. Novellierung des Milchproduktrechts Im Juni 2024 konnte den MIV-Mitgliedern ein neu- er Entwurf des künftigen Milchproduktrechts vor- gelegt werden, die „Verordnung zur Anpassung des Milchproduktrechts an unionsrechtliche und technologische Entwicklungen (Milchproduktrecht- Anpassungsverordnung – MilchProdAnpV). Dieser Entwurf umfasst 146 Seiten und besteht aus acht Artikeln und einer 63-seitigen Begründung. Kern- stück dieser Neuregelung ist der Artikel 1 „Verord- nung über Qualitätsanforderungen an Milchproduk- te (Milchproduktsqualitätsverordnung – MilchPQV) mit sieben Anlagen. In der MilchPQV werden die bisherigen vier Produkt- verordnungen für Milcherzeugnisse, Käse, Butter und Konsummilch in einer Verordnung zusammen- geführt. Dabei soll das neue Milchproduktrecht ins- gesamt technologieoffen gestaltet und den derzeiti- gen Marktverhältnissen angepasst werden. Ein genauer Zeitplan lag bei der Drucklegung dieses Geschäftsberichts noch nicht vor. Allerdings muss nach einer Ressortabstimmung zwischen dem Bun- desministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), dem Bundesministerium für Justiz (BMJ) und dem Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi) diese Verordnung noch durch die EU notifiziert werden und danach vom Bundesrat die Zustimmung erhalten. Das BMEL hat zugesagt, dass es vor dem Inkraft- treten noch eine Verbändeanhörung geben wird, bei der begründete und notwendige Anpassungen vorgenommen werden könnten. Vor diesem Hinter- grund hat der MIV die Mitgliedsunternehmen ge- beten, diesen Verordnungsentwurf zu prüfen, um danach eine gemeinsame Position der deutschen Milchwirtschaft formulieren zu können. Weidemilch Entgegen den bisherigen Entwürfen und Diskussio- nen ist im neuen Milchproduktrecht eine Definition von „Weide“ enthalten. Obwohl dies systematisch nicht in eine Qualitätsverordnung passt, hat die derzeitige Leitung des BMEL politisch entschieden, dass eine solche Regelung notwendig ist und dazu neben einem Weidegang von mindestens 6 Stunden an 120 Tagen – sofern es die Witterung zulässt – wei- tere Parameter festgelegt. So soll künftig eine „Min- dest-Grünlandfläche pro Tier“ und eine „Mindest- Aufwuchsfläche“ pro Tier festgelegt werden. Dabei seien die bislang benannten Parameter nur ein ers- ter Ansatz und könnten vor dem Hintergrund, dass Weidemilch derzeit in allen Regionen Deutschlands produziert und zukünftig auch weiter produziert MIV-Geschäftsbericht 2023/24 45

worin eine EU-weit gültige Legaldefinition für Ver- arbeitungshilfsstoffe enthalten ist. Darüber hinaus möchte die EU für Reinigungs- und Desinfektionsmittel (R+D), die bei der Herstellung von Bio-Lebensmitteln eingesetzt werden, bis 2026 eine Positivliste erstellen. Dies wird von allen be- troffenen Bio-Stakeholdern abgelehnt, da eine Ein- zelbewertung für jedes R+D-Mittel für jedes Lebens- mittel viel zu aufwendig und nicht praxistauglich sei und der R+D-Einsatz dokumentiert und kontrolliert werden müsste. Stattdessen wird von den Bio-Inte- ressenvertretern als Lösung eine Negativliste von bestimmten Inhaltsstoffen priorisiert. Käsereifungsfolie und Nettogewicht Der MIV vertritt die Auffassung, dass die Reifungsfo- lie zum Nettogewicht des Käses gehört. Kontrovers wird daher weiterhin diskutiert, ob die unter Ziffer 7.1.3.3 behandelten Sonderfälle (u. a. Reifungsfolie bei Käse) der Richtlinie zur Füllmengenprüfung von Fertigpackungen und Prüfung von Maßbehältnissen durch die zuständigen Behörden (RFP) auf Grund höherrangigen EU-Rechts (LMIV), das unmittelbar in allen EU-Staaten gilt, überholt und nicht mehr an- wendbar seien. Der MIV hat seine Rechtsauffassung der Arbeits- gemeinschaft Mess- und Eichwesen (AGME) über- mittelt. Die AGME bleibt aber bei ihrer Rechts- auffassung. Am 19.11.2020 haben die Eichämter veröffentlicht, dass es sich bei der RFP-Richtlinie um eine interne Verwaltungsvorschrift handele, die mit dem Inkrafttreten der neuen Fertigpackungsver- ordnung nun nicht mehr wirksam sei. Die natürliche Käserinde ist auch weiterhin zum Nettogewicht hin- zuzuzählen, nicht aber z. B. künstliche Käserinden. Eine MIV-Task-Force hat sich des Themas angenom- men und koordiniert das weitere, gemeinsame Vor- gehen. Ein „Musterverfahren“ zu diesem Thema ist seit Ende Juni 2022 beim Verwaltungsgericht Hannover (Az. 11 A 2568/22) anhängig. Im Mai 2024 hat sich die Fleischwirtschaft in zwei- ter Instanz gegen den neuen Vollzug durchgesetzt. Das Oberverwaltungsgericht NRW entschied, dass bei Leberwurst sowohl die künstliche Wurstpelle als auch die Metallclipse zum Abbinden der Wurstpelle zum Nettogewicht zählen. Das Argument: Der Begriff der Nettofüllmenge sei unionsrechtlich definiert als die Erzeugnismenge, die eine Packung bestimmungsgemäß enthalten soll. Der Begriff „Erzeugnis“ sei weiter gefasst als „Lebensmittel“ und beinhalte auch mengenerhal- tende Umschließungen des Produkts. Zudem wird angeführt, dass die Herausrechnung von nicht ver- zehrbaren Bestandteilen beim Direktverkauf von Ware an der Frischetheke im Lebensmitteleinzel- handel technisch nicht umsetzbar sei. Die Sachlage entspricht derjenigen bei Käse. Deshalb wird das Verfahren beim Oberverwaltungsgericht NRW weiter beobachtet: Hier erfolgt voraussichtlich eine Revision zum Bundesverwaltungsgericht. Das Musterverfahren beim Verwaltungsgericht Hanno- ver wird im Licht dieser Entscheidung fortgeführt. Farm-to-Fork-Strategie nur teilweise umgesetzt Vier Jahre nachdem die Kommissionpräsidentin Ursula von der Leyen im Mai 2020 ihre ambitionier- te Farm-to-Fork-Strategie vorgestellt hat, ist es be- zeichnend, dass es viele der seitens des Milchindus- trie-Verbandes (MIV) kritisch gesehenen Vorhaben nicht einmal bis zu einem Kommissionsvorschlag geschafft haben. Zu nennen sei hier vor allem die Ausweitung der verpflichtenden Herkunftskenn- zeichnung auf Milch und Milch als Zutat in Milch- produkten, die der MIV aufgrund seines binnen- marktfeindlichen Charakters immer wieder deutlich abgelehnt hat. Auch die Einführung eines EU-weit verpflichtenden Front-of-Pack-Labels gekoppelt an EU-weite Nährwertprofile hat sich als durchaus komplex und politisch hochsensibel entpuppt. Selbst die sog. Flagship-Initiative der EU-Kommissi- on bezüglich eines Rechtsrahmens für ein nachhal- tiges Lebensmittelsystem, das u. a. ein allumfassen- des Nachhaltigkeitslabel regeln sollte, hat es nicht bis zu einem Legislativvorschlag geschafft. Der MIV hatte von Anfang an seine Bedenken zu diesen äu- ßerst komplexen und z. T. EU-rechtswidrigen Vor- haben geäußert. Es bleibt abzuwarten, ob die neue EU-Kommission diese Ziele weiterverfolgen wird. Neuer Nutri-Score-Algorithmus tritt in Kraft Seit dem 31. Dezember 2023 gelten die neuen Nutri-Score-Bedingungen in den Anwenderstaaten MIV-Geschäftsbericht 2023/24 47

Das Europaparlament und der Rat haben sich im ersten Halbjahr 2024 mit dem Kommissionsvor- schlag beschäftigt und eine ähnliche Ausrichtung beschlossen. Beide Institutionen schlagen ein ver- einfachtes Prüfverfahren für bestimmte Arten von Umweltaussagen vor, um den administrativen Auf- wand zu erleichtern. Des Weiteren soll es für klimabezogene Umwelt- aussagen von Unternehmen (im Unterschied zu Klimaaussagen auf Produkten, s. o.), wie z. B. „kli- maneutral“, strengere Kriterien geben, wenn es um Treibhausgaskompensationen außerhalb der eige- nen Wertschöpfungskette geht (sog. „offsetting“). Es soll auch möglich sein, sog. „contribution claims“ zu machen, wenn es um Kohlenstoffgutschriften als Beitrag zu Klimaschutzmaßnahmen geht. Produkt- bezogene „offset claims“ sind hingegen nach der neuen Änderungsrichtlinie (EU) 2024/825 über un- lautere Geschäftspraktiken künftig per se verboten. Für Kleinstunternehmen und KMUs sollen gewisse Erleichterungen gelten. Die PEF-Methodik findet, im Gegensatz zum Kommissionsvorschlag, in der Rats- und EP-Position erfreulicherweise bessere Anerken- nung. Damit geht der Vorschlag jetzt in eine bessere Rich- tung. In einem nächsten Schritt müssen sich die drei EU-Institutionen im Trilogverfahren auf eine gemeinsame Position einigen. Die Verhandlungen dazu sollen im Herbst beginnen. MIV-Geschäftsbericht 2023/24 49

5. Tarifpolitik, Arbeit und Soziales MIV als Tarifpartner Der MIV handelt für seine tarifgebundenen Mitgliedsunternehmen Flächentarifverträge mit der Ge- werkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) aus. Obwohl die Inflationsrate 2024 auf unter 2,4 % gefallen ist, wurde die Arbeitgeberseite erneut mit deutlich überzogenen Gewerkschaftsforde- rungen konfrontiert, was erneut zu sehr schwierigen und konfrontativen Verhandlungen geführt hat. Bei den gefundenen Tarifkompromissen ist der MIV erneut an die Grenze des wirtschaftlich Vertret- baren gegangen. Tarifrunde 2023 Tarifgebiet Milchwirtschaft Ostdeutschland Die Gewerkschaft NGG hat den Lohn- und Gehalts- tarifvertrag Milchwirtschaft Ostdeutschland frist- gerecht zum 31.08.2023 gekündigt und forderte für den Abschluss eines Anschlusstarifvertrags eine Erhöhung der Entgelte um einen Festbetrag von 500,– EUR für alle Beschäftigten bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Weiterhin forderte sie eine Erhö- hung der Ausbildungsvergütungen um 200,– EUR und jeweils einen zusätzlichen freien Tag zur Vorbe- reitung der Zwischen- und Abschlussprüfung. Nach schwierigen Verhandlungen haben sich die Tarifvertragsparteien am 20.11.2023 auf folgenden Tarifkompromiss verständigt: Der Anschlusstarif- vertrag (Lohn und Gehalt) hat eine Laufzeit von 12 Monaten vom 01.09.2023 bis zum 31.08.2024. Im September und Oktober 2023 werden die Entgelte nicht erhöht. Die Einkommen erhöhen sich bei den Angestellten ab 01.11.2023 um 150,– EUR (= 4,45 %) in der 100-%-Tarifgruppe sowie ab 01.08.2024 um weitere 130,– EUR (= 3,69 %) in der 100 %-Tarif- gruppe, in den anderen Gruppen nach den Prozent- relationen; bei den gewerblichen Arbeitnehmern ab 01.11.2023 um 4,45 % in der 100-%-Tarifgrup- pe sowie ab 01.08.2024 um weitere 3,69 % in der 100-%-Tarifgruppe, in den anderen Gruppen nach den Prozentrelationen. Die Ausbildungsvergütungen erhöhen sich ab 01.11.2023 in jedem Ausbildungsjahr um einen Festbetrag von jeweils 200,– EUR brutto. Zudem werden die Auszubildenden einen Tag vor der Abschlussprüfung freigestellt. Alle Vollzeitbeschäftigten, die im Monat der Aus- zahlung in einem Arbeitsverhältnis stehen und die zu diesem Zeitpunkt dem Betrieb ununterbrochen sechs Monate angehört haben, haben einen An- spruch auf eine Inflationsausgleichsprämie (IAP) in Höhe von 1.900,– EUR netto gem. § 3 Nr. 11 c EStG, davon sind 1.000,– EUR zahlbar mit der Monats- abrechnung bis spätestens Dezember 2023 und weitere 900,– EUR zahlbar mit der Monatsabrech- nung Mai 2024. Auszubildende erhalten eine IAP in Höhe von 950,– EUR netto, davon sind 500,– EUR zahlbar mit der Monatsberechnung bis spätestens Dezember 2023 und weitere 450,– EUR zahlbar mit der Monatsabrechnung Mai 2024. Teilzeit- beschäftigte Arbeitnehmer erhalten die IAP ent- sprechend ihres Beschäftigungsgrades nach fol- gender Maßgabe: Beschäftigungsgrad ab 75 % bis 100,00 % = 100 % Inflationsausgleichsprämie; Beschäftigungsgrad ab 50 % bis 74,99 % = 75 % IAP; Beschäftigungsgrad ab 25 % bis 49,99 % = 50 % IAP; Beschäftigungsgrad bis 24,99 % = 25 % IAP. Schüler, Studenten (duale Ausbildung ist ausdrück- lich nicht gemeint) und Praktikanten erhalten keine IAP. Die Gewährung der IAP erfolgt zum Ausgleich der gestiegenen Verbraucherpreise (Inflationsbe- zug). Ruht das Arbeitsverhältnis im Vertragszeit- raum (01.09.2023 bis 31.08.2024) teilweise, so wird vom Arbeitgeber eine anteilige Leistung in Höhe von 158,33 EUR netto pro Monat gezahlt. Tarifrunde 2024 Der Hauptvorstand der Gewerkschaft Nahrung- Genuss-Gaststätten (NGG) hat am 07.12.2023 seine Tarifpolitische Empfehlung für die Tarifrunde 2024 veröffentlicht. Er empfiehlt den NGG-Tarifkom- missionen Entgeltsteigerungen von 8 bis 10 % bei einer Laufzeit der Tarifverträge von 12 Monaten zu fordern. Alle tariflichen Einstiegsentgelte sollen bei mindestens 14,– EUR pro Stunde und damit über dem MIV-Geschäftsbericht 2023/24 51

rechnungstechnisch im August 2024 nicht möglich ist, erfolgt die Auszahlung in zwei gleichen Tranchen im September und Oktober 2024 zu je 550,– EUR. Soweit die IAP bereits ausgeschöpft wurde, wird der Betrag als Bruttozahlung ausgezahlt. „Lang- zeitkranke“ bzw. Beschäftigte außerhalb der Lohn- fortzahlung werden analog der Regelung Elternzeit (Tarifregelung Milch 2023) behandelt. Ab 01.11.2024 werden alle Entgeltgruppen um 200,– EUR (=5,42 %) und 01.07.2025 um weitere 3,2 % erhöht. Der Arbeitgeberbeitrag zur tariflichen Al- tersversorgung wird um 200,– EUR auf 1.000,– EUR ab dem Kalenderjahr 2025 erhöht. Für Auszubil- dende erhöhen sich die Ausbildungsvergütungen ab 01.11.2024 um 5,4 % und ab 01.07.2025 um wei- tere 3,2 %. Die o. g. Beträge der IAP werden zu je 50 % zu den genannten Terminen zur Auszahlung gebracht. Fahrtkosten zur überbetrieblichen Aus- bildung und Berufsschule werden bis zu 49,– EUR (gegen Nachweis – soweit steuerrechtlich möglich netto) erstattet. Vor den Prüfungen AP 1 und AP 2 wird jeweils ein zweiter tariflicher arbeitsfreier Tag zur Prüfungsvorbereitung (Freistellung von der Arbeit) gewährt. Eine Woche soll innerhalb des Be- triebes zur Prüfungsvorbereitung in Abstimmung zwischen Ausbilder und Auszubildendem bespro- chen und vereinbart werden (keine verpflichtende Einteilung in den Schichtbetrieb und Zugang zu den Ausbildern, ggf. auch vor dem Schulblock, d. h. Her- ausnahme aus der Personalbemessung). Tarifgebiet Milchwirtschaft Ostdeutschland Die Gewerkschaft NGG hat den Lohn- und Gehalts- tarifvertrag Milchwirtschaft Ostdeutschland fristge- recht zum 31.08.2024 gekündigt. Für den Abschluss eines Anschlusstarifvertrags mit einer Laufzeit von 12 Monaten fordert sie eine Erhöhung der Ent- gelte um einen Festbetrag von 365,– Euro für alle Beschäftigten, eine Erhöhung der Ausbildungsver- gütung um 120,– Euro sowie eine angemessene Bo- nusregelung für Gewerkschaftsmitglieder. Ferner will sie über die Aufnahme von Verhandlungen zum Altersvorsorge-Tarifvertrag sprechen. Am 21.08.2024 wurde die Lohn- und Gehaltstarif- vertragsverhandlung aufgenommen. Bereits in der 1. Verhandlungsrunde haben sich die Tarifvertrags- parteien auf folgenden Tarifkompromiss verständigt: Der Lohn- und Gehaltstarifvertrag hat eine Laufzeit von 24 Monaten (01.09.2024 – 31.08.2026). Für die Monate September und Oktober 2024 werden die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen des Lohn- und Gehaltstarifvertrags vom 20.11.2023 wie- der in Kraft gesetzt (zwei erhöhungsfreie Monate). Alle Vollzeitbeschäftigten, die im Monat der Aus- zahlung in einem Arbeitsverhältnis stehen und die zu diesem Zeitpunkt dem Betrieb ununterbrochen sechs Monate angehört haben, haben einen An- spruch auf eine IAP in Höhe von 1.100,– Euro netto gem. § 3 Nr. 11 c EStG, davon sind 500,– Euro zahlbar mit der Monatsabrechnung September 2024 und weitere 600,– Euro, zahlbar mit der Monatsabrech- nung Oktober 2024. Auszubildende erhalten eine IAP in Höhe von 550,– Euro netto, davon sind 250,– Euro zahlbar mit der Monatsberechnung September 2024 und weitere 300,– Euro, zahlbar mit der Mo- natsabrechnung Oktober 2024. Teilzeitbeschäftigte Arbeitnehmer erhalten die IAP entsprechend ihres Beschäftigungsgrades nach folgender Maßgabe: Beschäftigungsgrad ab 75,00 % bis 100,00 % = 100,00 % IAP; Beschäftigungsgrad ab 50,00 % bis 74,99 % = 75,00 % IAP; Beschäftigungsgrad ab 25,00 % bis 49,99 % = 50,00 % IAP; Beschäf- tigungsgrad bis 24,99 % = 25,00 % IAP. Schüler, Studenten (duale Ausbildung ist ausdrücklich nicht gemeint) und Praktikanten erhalten keine IAP. Die Gewährung der IAP erfolgt zum Ausgleich der ge- stiegenen Verbraucherpreise (Inflationsbezug). Ruht das Arbeitsverhältnis im Vertragszeitraum (01.09.2024 bis 31.10.2024) teilweise, so wird vom Arbeitgeber eine anteilige Leistung in Höhe von 550,– Euro netto pro Monat gezahlt. Die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen erhöhen sich ab 01.11.2024 um 5,0 % und ab dem 01.09.2025 um weitere 3,2 %. Damit steigt der Eck- lohn für gewerbliche Arbeitnehmer in der 100 Pro- zent-Tarifgruppe ab dem 01.11.2024 um 1,09 Euro auf 22,97 Euro und ab dem 01.09.2025 um 0,74 Euro auf 23,71 Euro und in den anderen Gruppen nach den Prozentrelationen. Des Eckgehalt in der 100 Prozent- Gruppe erhöht sich ab dem 01.11.2024 um 182,66 Euro auf 3.835,95 Euro und ab dem 01.09.2025 um 122,75 Euro auf 3.958,70 Euro und in den anderen Gruppen nach den Prozentrelationen. (Durch die vereinbarte Arbeitszeitverkürzung auf 38,0 Stun- den zum 01.07.2026 steigt der Ecklohn für gewerb- MIV-Geschäftsbericht 2023/24 53

tiert worden. Weitere digitale Zwillinge in der Lehrmolkerei sind in Arbeit. 3. Das LAZBW in Wangen hat im September 2023 gemeinsam mit der Firma Karl Schnell in einer Kombination aus Theorie und Praxis eine Wei- terbildungsveranstaltung zum Thema „processed cheese and plantbased food“ entwickelt und durchgeführt. Die Hochschule Hannover hat im Februar 2024 ein einwöchiges „Milchtrocknungs- seminar“ und das LVZM im April den ersten „La- bortechnischen Grundkurs“ in Theorie und Praxis durchgeführt. 4. Die Betriebsstätte des DMK in Nordhackstedt er- stellt mit Siemens einen digitalen Zwilling einer Mozzarella-Käsereilinie zu Schulungszwecken und zur Verhinderung von Fehlern. 5. In diesem Jahr wird damit begonnen, Ausbilder aus Molkereien in den Berufsschulunterricht zu 6. Die Entwicklung neuer digitaler Unterrichtsma- terialien zu den Kernkompetenzen in der Produk- tion einer Molkerei steht ebenso noch an wie die Evaluation und Verbesserung durch Befragungen von Auszubildenden, ehemaligen Studenten und Teilnehmern an den Weiterbildungskursen. Damit sollen Möglichkeiten zur Ermittlung von Fähig- keiten vermittelt werden, die einen beruflichen Aufstieg ermöglichen. integrieren. Ausbildungsbetrieb des Jahres 2023 Auf dem kleinen Verbandstag des Zentralverbandes Deutscher Milchwirtschaftler in Berlin wurde die Privatmolkerei Naarmann als Ausbildungsbetrieb des Jahres 2023 ausgezeichnet. Der Milchindustrie- Verband und der Zentralverband Deutscher Milch- wirtschaftler würdigten damit das langjährige und nachhaltige Engagement der Molkereigenossen- schaft für die vorbildliche Ausbildung neuer Fach- kräfte. Andreas Naarmann (rechts), der zusammen mit seinem Bruder Claus Naarmann die Molkerei führt, und Kerstin Elling, Leiterin Personal, (rechts) nahmen den Preis entgegen und bedankten sich auch im Namen aller Ausbilderinnen und Ausbilder für diese hohe Auszeichnung MIV-Geschäftsbericht 2023/24 55

6. Logistik und Beschaffung Innovative Lösungen und nachhaltige Strategien: Weg in die Zukunft Die Entwicklung nachhaltiger Antriebstechnologien und einer marktfähigen Einheitspalette treiben die Logistik in einer Zeit um, die von erneut volatilen Frachtraten und der politischen Forderung nach ent- waldungsfreien Lieferketten geprägt ist. In der Beschaffung stehen Risikomanagement und Digitalisie- rung im Fokus. Während 2D- und 3D-Scancodes derzeit Top-Thema in der Verpackungsindustrie sind, müssen bei der Gestaltung der Verpackungen eine wachsende Anzahl an Vorgaben beachtet werden. Zudem machen neue Verpackungsgebühren weitreichende Anpassungen in der Beschaffung notwendig. Nachhaltigkeit und CO2-Reduzierung – neue Antriebstechnologien im Fokus Seitdem die EU ihren politischen Wunsch nach einer deutlichen CO2-Reduzierung auch im Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035 verankert hat, ge- winnen nachhaltige Antriebstechnologien im Trans- portwesen an Bedeutung – insbesondere für die Straße. Die Pionierarbeit der Molkereien sowie anderer Akteure entlang der Lieferkette ist bereits fortge- schritten und breit angelegt. Der Ausbau der Elek- tro-Lkw-Flotten schreitet dabei besonders schnell voran: Von 2020 bis 2024 hat sich die Anzahl der E-Lkw auf knapp 79.000 Stück mehr als verdrei- facht, zusätzlich befinden sich derzeit rund 3.000 hybride Lkw im Einsatz. Im Kommen sind auch Flüssiggasantriebe (23.700 Lkw). Die totgeglaubten E-Fuels haben in den ver- gangenen Monaten ebenso an Auftrieb erfahren. Welche Technologien sich schlussendlich durch- setzen werden und welche auf der Strecke bleiben, kann nicht abschließend beantwortet werden. Dafür lassen sich politische Ziele und damit verbundene Fördermaßnahmen schwer einschätzen und jede Technologie bringt ihre eigenen Vor- und Nachteile mit – skizziert in der nachfolgenden Grafik. Antriebstechnologien der Zukunft? Kriterium Elektro-Lkw Hybrid-Lkw Flüssiggas-Lkw E-Fuels-Lkw Kosten Technische Umsetzung Hohe Anschaffungskosten, signi- fikant geringere Betriebskosten ggü. Diesel Mittlere Anschaffungskosten, variable Betriebskosten Mittlere Anschaffungskosten, variable Betriebskosten Geringe Anschaffungskosten durch Umrüstung, hohe Betriebskosten (derzeit) Fortschrittlich, aber begrenzte Reichweite Bewährte Technik, hohe Reich- weite, komplexe Wartung Ähnlich wie Diesel-Lkw, aber weniger Emissionen Noch in der Entwicklung, technisch anspruchsvoll Technologie- verfügbarkeit Wachsende Verfügbarkeit mit verbesserter Reichweite Hoch, weit verbreitet Verfügbar, aber nicht flächen- deckend Begrenzte Verfügbarkeit, hauptsächlich in Pilotprojekten Gut etabliert, Verbesserungen bei Effizienz und Emissionen Relativ stabil, jedoch Potenzial für Emissionsreduktionen Im Entwicklungsstadium, Pilot- projekte laufen Fortgeschritten, Batteriekapazi- tät und Schnellladung erfordern weitere Forschung Starke Förderung in EU (insb. DE) und USA, u. a. durch Subventionen und Infrastrukturausbau Forschungsstand Politische Landschaft Nachhaltigkeit Förderung abhängig vom Anteil an alternativen Kraftstoffen Moderate Förderung, Abhängigkeit von nationaler Energiepolitik Sehr hohe Emissionseinsparung bei Nutzung von erneuerbarem Strom, Problem seltener Erden Abhängig von Anteil und Art der genutzten Kraftstoffe, Problem seltener Erden Geringere Emissionen als Diesel, aber immer noch fossiler Brenn- stoff Unterstützung für Forschung und Entwicklung, jedoch noch keine breite Förderung Potenziell sehr gut, abhängig von der Herstellung der E-Fuels Ausbaupotenzial Hoch, abhängig von Innovationen in Ladeinfrastruktur und Batterie- technologie Hoch, insbesondere durch Weiter- entwicklung der Hybridtechnologie Moderat, begrenzt durch Ver- fügbarkeit von Flüssiggas und Tankstelleninfrastruktur Hoch, aber abhängig von In- vestitionen und technologischen Durchbrüchen Infrastruktur Begrenzte Ladeinfrastruktur, aber bereits zahlreiche Ausbauprojekte Gute Tankstelleninfrastruktur (für Diesel, teils auch elektrisch) Ausgezeichnete Tankstelleninfra- struktur, jedoch nicht überall für Flüssiggas Sehr begrenzte Infrastruktur mit spezifischen Pilotprojekten in Entwicklung MIV-Geschäftsbericht 2023/24 57

wert wird vordergründig auf Handelsseite erwartet. Pilotprojekte bei Coop und Emmi in der Schweiz lau- fen bereits. Auch der Tabak-Sektor berichtet über erfolgreiche Tests. Schlussendlich hängt der Erfolg maßgeblich von der Akzeptanz bei Konsumenten ab. Der Erfolg von Code-getragener Kundeninformation ist nach bis- herigen Erfahrungswerten eher durchwachsen. Die Weiterentwicklung der Codes wird dadurch nicht gehemmt, im Gegenteil: Es liegen bereits dreidi- mensionale Brüder der 2D-Codes auf der virtuellen Werkbank. EU-Einwegkunststoffrichtlinie Die Umsetzung der EU-Einwegkunststoffrichtli- nie (single-use-plastic Directive – SUP-D) hat in Deutschland, wie in allen anderen EU-Staaten, eine Folge von nationalen Gesetzen/Verordnungen zur Folge. Leider ist dabei nicht nur die Geschwindigkeit bei der Umsetzung, sondern auch die Ausgestaltung der rechtlichen Vorgaben sehr unterschiedlich. Kennzeichnungsregelungen müssen einheitlich sein Neben den klassischen Pflichtkennzeichnungen für Lebensmittel in der EU, wie z. B. Herstelleradresse und Zutatenverzeichnis, kommen neue Anforderun- gen an die Kennzeichnung der Verpackung, wie Ent- sorgungshinweise hinzu. Die entsprechenden recht- lichen Vorgaben können länderübergreifend sein (z. B. Produktsicherheitsverordnung) oder national unterschiedlich, wie z. B. abfallrechtliche Kenn- zeichnungen oder Angaben zur Recyclingfähigkeit. Auch ein elektronischer Verweis zu Inhalt und Ver- packung (z. B. Ökodesignverordnung) wird schon vielfältig diskutiert. Materialarten zu entsorgen. Aber reicht ein Piktog- ram oder ist es nicht doch besser mit Text? Und wenn Text, dann in welcher Sprache? Wenn jeder Mitgliedstaat seine Amtssprache auf dem Hinweis haben will, wird das für den grenzüberschreitenden Handel ein großer Hinweis auf der Verpackung. Pfandpflicht Eine Pfandpflicht ist in der SUP grundsätzlich einge- plant, ohne jedoch konkreter zu werden. Mit der EU- Verpackungsverordnung (PPWR) ist Milch eigent- lich von der Pfandpflicht ausgenommen, allerdings wird den Mitgliedstaaten auch zugebilligt, dass sie diese Ausnahme ignorieren dürfen. In Deutschland wurden die Ausnahmen zur Pfandpflicht bereits im Verpackungsgesetz (VerpackG) festgelegt. Un- ter anderem galten diese für Saft sowie Milch und Milchprodukte. Für letztere konnte der MIV eine Verlängerung der Ausnahme bis zum 01.01.2024 er- reichen. Seitdem müssen die Kunststoffflaschen für Milch und Milchprodukte wie Trinkjoghurt verpflich- tend in den Einwegpfand. Die Milchindustrie stand vor der besonderen Her- ausforderung, dass der Gesetzgeber sich, anders als bei Saft, für eine Stichtag-Regelung entschieden hatte – der 31.12.2023. Das hieß für die Molkereien nicht nur die eigene Logistik vorbereiten, sondern auch eine enge Abstimmung mit dem Handel. Die Flaschen mussten zum Stichtag 01.01.2024 mit dem Pfandlogo bedruckt und entsprechend auch im System angemeldet sein. Der Handel musste sich gleichzeitig auf mehr Flaschenrückläufe vorberei- ten und hat zudem das Problem der Verunreinigung der Pfandautomaten zu lösen. Im Gegensatz zu den Resten aus den Wasser- oder Limonadenflaschen, sind die Reste der Milch und Milchprodukte weitaus schwieriger in den Griff zu bekommen. Die EU-Verpackungsverordnung, die PPWR, weckte zunächst die Hoffnung, dass die Vorschriften zur Kennzeichnung von Verpackungen entsprechend harmonisiert werden. Zwar gibt die Verordnung auch eine Harmonisierung vor, diese wird aber min- destens noch bis 2026 auf sich warten lassen. Bis da- hin kann jeder Mitgliedstaat munter vor sich hin ge- stalten. Beispielsweise die Sortierhinweise auf den Verpackungen: Diese sollen es den Verbrauchern erleichtern, die Verpackung bzw. entsprechend der Bei der Rücknahme ist nun jedoch ein neues Pro- blem aufgetreten, auf welches Industrie und Ver- bände den Gesetzgeber zuvor hingewiesen haben. Nicht nur der Automat wird durch die Rückstände der Milch verunreinigt, sondern auch das zuvor sor- tenreine und saubere PET der Getränkeflaschen. Neben den Rückständen der Milch ist es nun ein Kunststoffgemisch, was den Aufwand in der weite- ren Kette zur Vorbereitung auf das Recycling er- höht. Der Handel hat aber nicht flächendeckend in MIV-Geschäftsbericht 2023/24 59

Antworten ist aufwendig, da auch das Umweltbun- desamt (UBA), das mit der Umsetzung beauftragt ist, nur den Gesetzestext hat und nicht weiter be- vollmächtigt wurde. Zur Klarstellung könnte das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nu- kleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) beitragen, das jedoch nicht den Anschein erweckt, hier tätig werden zu wollen. Mit recht spontan verkündeter Verspätung kön- nen die Unternehmen sich auf der UBA-Plattform „DIVID“ registrieren – sofern sie die Verantwortli- chen im Sinne des Gesetzes sind. Dies sollte aber unbedingt in Abstimmung mit den Lieferanten und Kunden erfolgen, da eventuelle Doppelmeldungen seitens des UBA nicht geprüft werden. In solchen Fällen muss umständlich der entsprechende Betrag zurückgefordert werden. Das „Wie“ ist allerdings noch offen. Auch ist sehr darauf zu achten, mit welchem Pro- dukt sich der Verantwortliche registriert. Es gibt viele Verpackungen aus dem Getränke- oder Le- bensmittelsegment, die „ganz oder teilweise“ aus Kunststoff bestehen und auch nur für den einmali- gen Gebrauch bestimmt sind. Dennoch fallen diese Produkte nicht automatisch in den Anwendungsbe- reich des Gesetzes. Die Verpackungen müssen viel- mehr den To-go-Zweck gerecht werden. Diese Littering-Gebühr bedeutet für die Unterneh- men – ob klein oder groß – eine weitere erhebliche finanzielle Belastung und bindet mit ihrem bürokra- tischen Aufwand weitere personelle Kapazitäten in den Unternehmen. Das Gesetz gibt vor, dass eine sogenannte Einweg- kunststoffkommission eingerichtet wird. Das UBA hat dafür 51 Verbände von möglicherweise be- troffenen Branchen angeschrieben. Die Wirtschaft hat sich schnell zusammengefunden und aus ihrer Mitte sechs ordentliche Mitglieder und sechs stell- vertretende Mitglieder gewählt. Der Milchindustrie- Verband ist als Stimme für seine Mitglieder in der Kommission vertreten, auch wenn die Betroffenheit der Molkereien hinsichtlich des Begriffs des Herstel- lers noch nicht ausreichend geklärt ist. Mittlerweile sind zehn Verfassungsklagen gegen das Gesetz eingereicht worden, eine davon im Eilantrag. Die Entscheidung darüber wird mit großer Span- nung erwartet. Die Littering-Gebühr ist damit zwar keinesfalls vom Tisch, allerdings müsste – sofern die Klagen entsprechende Resonanz finden – seitens der Behörden erheblich nachgebessert werden. Materialien für Lebensmittel nicht willkürlich wählbar Leider sind bei den rechtlichen Vorgaben der op- tionalen Verwendung von Rezyklaten für Lebens- mittelverpackungen keine nennenswerte Fortschrit- te durch die Kommission erzielt worden. Die EFSA (Europäische Lebensmittelbehörde) hat durchaus einige Recyclingverfahren positiv beschieden, aller- dings hängt es an der Freigabe durch die EU-Kom- mission. In der EU-Verpackungsverordnung (PPWR) wurden auch für Lebensmittelverpackungen Quo- ten für Rezyklate festgelegt. Der einzige Zugewinn der Diskussionen aus den vergangenen Monaten ist die Nutzung des chemischen Recyclings zur Bereit- stellung der Rezyklatmengen für Lebensmittelver- packungen. Verringerung des Verpackungsmaterials hat seine Grenzen Ein Ziel auf EU-Ebene, wie auch in der nationalen Kreislaufwirtschaft, ist die grundsätzliche Verrin- gerung des Verpackungsmaterials über alle Verpa- ckungen und Materialfraktionen hinweg. Damit ist nicht nur das Nachdenken über sinnhafte oder sinn- lose Verpackungen gemeint. Gemeint ist auch die Materialreduzierung jeder einzelnen Verpackung. Dies ist für die deutschen Molkereien kein neues Thema, allerdings gibt es Grenzen im Machbaren. Die 100%ige Funktionalität der Verpackung, also der Schutz des Lebensmittels vor Verderb, ist dabei das Maß der Dinge. Es gibt keinen Spielraum, denn auch ein „bisschen beschädigt“ hat unmittelbare Auswirkungen auf die Haltbarkeit des Produktes. Politisch wenig akzeptiert ist das Argument der steigenden Anzahl kleinerer Haushalte und damit auch die Bereitstellung von kleineren Verpackungs- größen. Hier macht es Sinn und ist auch von den Verbrauchern gewünscht, dass Produkte auch in kleineren Portionsgrößen, also beispielsweise die 150-Gramm-Verpackung Käse, angeboten werden. Diese Verpackungen jedoch stehen immer wieder in MIV-Geschäftsbericht 2023/24 61

Das Thema Verpackung wird teilweise vom Einkauf mitbearbeitet. Das Verpackungsmaterial wird in der Regel mit zeitlichem Vorlauf geordert. Bei einer Umstellung der Dekore ist auch die Minimierung der Mengen des überholten Dekors für die Entsorgung wichtig. Eine besondere Herausforderung dabei bleiben die speziellen Kundenwünsche oder auch die eigenen Marketingaktionen, die mitunter kurz- fristig umgesetzt werden müssen. Gleichzeitig gilt es, die rechtlichen Vorgaben mit allen damit verbun- denen Änderungen im Blick zu behalten. Themen aus dem Bereich der Nachhaltigkeit müs- sen teilweise vom Einkauf mitgedacht werden, ins- besondere unter dem Aspekt des LkSG oder der EUDR (Deforestation Regulation, „Entwaldungsfrei- Verordnung“) wie für Kakao und Kaffee. So finden sich im Einkauf der Molkereien eine Viel- zahl von Themen wieder, die nicht alle hauptver- antwortlich im Einkauf verortet sind, aber doch im täglichen Arbeiten berücksichtigt und eingeplant werden müssen. Dabei müssen die Unternehmen aber das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und die europäische Lieferkettenrichtlinie – Corporate Sus- tainability Due Diligence Directive (CSDDD) beach- ten. Die Erfüllung dieser rechtlichen Vorgaben muss vom Unternehmen insgesamt gestemmt werden, weshalb beispielsweise auch die Mitarbeiter aus den Bereichen Personal oder Recht hier mitbestimmend wirken müssen, was Personalkapazitäten blockiert. Das LkSG bedeutet für die Unternehmen im Einkauf die Erhebung von umfangreichem Datenmaterial, die Verarbeitung dieser Daten und, auch mit Blick auf die Regelungen zum Datenschutz, die Sicherung dieser. Das gilt für die direkt unter das LkSG fallen- den Unternehmen genauso wie für die indirekt be- troffenen, denn auch diese müssen ein umfangrei- ches Paket an Informationen weitergeben können. Mit der europäischen Richtline wird es Verschärfun- gen geben, generell für den Anwendungsbereich, für den Pflichtenumfang und die Sanktionierung. Wachsende Bedeutung gewinnt auch das Thema Di- gitalisierung im Einkauf. In den vergangenen Jahren sind die am Markt verfügbaren Lösungen für den Einkauf deutlich verbessert worden und bieten indi- viduellen Spielraum, was bei der unterschiedlichen Struktur des Einkaufs in den Unternehmen wichtig ist. MIV-Geschäftsbericht 2023/24 63

7. Nachhaltigkeit, Umwelt und Energie Umwelt- und Klimaschutz im MIV Mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes hat die Bundesregierung die Klimaschutzvorgaben ver- schärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert. Für die Molkereien sind die An- forderungen hinsichtlich Umwelt- und Klimaschutz sowie Nachhaltigkeitsberichterstattung massiv angestiegen. Mit einer nachhaltigen Futtermittelproduktion, erneuerbaren Energieträgern, ressourcen- schonenden Technologien sowie der Förderung nachhaltiger Produktionsstandards stehen zahlreiche Lösungsansätze zur Verfügung. Emissionshandel Ausweitung des Anwendungsbereichs des EU-Emissionshandelssystems Das EU-Emissionshandelssystem (EU-EHS) wurde mit dem „Fit for 55“-Paket der EU auch auf die Sek- toren Gebäude, Straßenverkehr und weitere Sekto- ren ausgeweitet. Nach einer dreijährigen Vorberei- tungsphase soll der Emissionshandel mit den neuen Sektoren im Jahr 2027 vollumfänglich starten. Dieses neue System soll an den deutschen Brenn- stoffemissionshandel angelehnt sein. Es zielt darauf ab, eine Emissionsreduktion in den Sektoren Gebäu- de und Verkehr um 43 % bis 2030 im Vergleich zu 2005 sowie um 42 % in den zusätzlichen Sektoren zu erreichen. Es ist geplant, ab 2027 die Zertifikats- menge jedes Jahr linear um 5,1 % bzw. ab 2028 um 5,38 % der Referenzmenge zu verringern. Ein Marktmechanismus soll die Preise regulieren. Eine kostenlose Zuteilung gibt es bei diesen Sektoren nicht. Die Erlöse fließen zum Teil in den sogenann- ten „Klima-Sozialfonds“ und auch an die Mitglied- staaten, die sie für klima- oder sozialrelevante Zwe- cke nutzen sollen. Der Milchindustrie-Verband (MIV) begrüßt den Vor- schlag, denn somit wären die deutschen Unterneh- men mit ihrem nationalen Brennstoffhandel (BEHG) auf dem europäischen Binnenmarkt nicht mehr im Wettbewerbsnachteil. Die Milchindustrie ist weiterhin mit ihren Produkten Magermilchpulver, Vollmilchpulver, Kasein, Laktose und Laktosesirup sowie Molke und Molkenpulver auf der sogenannten Carbon-Leakage-Liste. An der kostenlosen Zuteilung für die Sektoren und Produk- te der Carbon-Leakage-Liste soll festgehalten wer- den, jedoch sollen die Zertifikate drastisch gekürzt werden. Außerdem wird die Zuteilung auch künftig an qualitative Anforderungen geknüpft werden, die mittelfristig auf eine Dekarbonisierung abzielen. Die Verschärfung des EU-EHS wird durch die enorme Reduzierung der Verschmutzungsrechte zwangs- läufig zu einer drastischen Verhaltensänderung bei den Unternehmen führen. CO2-Grenzausgleichsmechanismus für Importe Der CO2-Grenzausgleichsmechanismus für Importe in die EU (sog. CBAM) wurde zum 1. Oktober 2023 eingeführt. Ziel von CBAM ist eine Erhebung von ei- ner CO2-Abgabe auf Importe treibhausgasintensiver Produkte, um so den Klimaschutz innerhalb der EU zu fördern. Bisher sind beim CBAM nur emissionsstarke Güter wie Zement, Eisen und Stahl, Aluminium, Dünge- mittel, Strom und Wasserstoff betroffen. Es ist aber vorgesehen, dass der Geltungsbereich auch hier schrittweise bis 2030 auf weitere Produkte, Sekto- ren und Teilsektoren ausgeweitet wird, bei denen ein Risiko der Verlagerung von CO2-Emissionen be- steht. Der Milchsektor ist derzeit noch außen vor. Emissionshandel Aktuell wird auf EU-Ebene darüber diskutiert, ob und wie auch die Sektoren Landwirtschaft und Landnutzung in einen europäischen Emissionshan- del einbezogen werden könnten. Die Generaldirektion Klima der EU-Kommission ver- öffentlichte einen Bericht zu einer Studie, wie man Treibhausgasemissionen aus landwirtschaftlichen MIV-Geschäftsbericht 2023/24 65

den Definitionen und die Unsicherheiten mit Blick auf behördlich veranlasste Rückrufe nicht berück- sichtigt wurden und insofern ein über das SDG 12.3 hinausgehendes, quantitatives Reduktionsziel von 50 % für den Sektor Verarbeitung nicht akzeptiert werden konnte. Der Milchindustrie ist sehr daran gelegen, dass die Ressourcen effizient und nachhaltig eingesetzt wer- den und bei den Produktionsabläufen so wenig Ver- luste wie möglich entstehen. Die Milchbranche ist nach den aktuellen technischen Möglichkeiten be- müht, diese Prozesse kontinuierlich zu optimieren. Einige Lebensmittelverluste werden in den Produk- tionsprozess zurückgeführt, einige als Spenden wei- tergegeben, als Nebenprodukte in die Verfütterung gegeben oder als letzte Verwertungsmöglichkeit energetisch in Biogasanlagen genutzt. Dies ergibt sich sowohl aus der Verantwortung der Unterneh- men als auch aus betriebswirtschaftlichen und zum Teil auch rechtlichen Gründen. Ein festgelegtes einheitliches Reduzierungsziel ist daher schwierig zu definieren. Darüber hinaus seien nicht alle Lebensmittelabfälle vermeidbar und nur was vermeidbar sei, könne auch reduziert werden. Das BMEL plant, den Dialog mit den beiden Sektoren unter Einbeziehung des Handels fortzusetzen, um die Zusammenarbeit zu fördern und insbesondere Maßnahmen an den Schnittstellen voranzutreiben. Das neue Verpackungsgesetz – PPWR – verabschiedet Die EU-Kommission hat am 30.11.2022 einen Ent- wurf zur Überarbeitung der Richtlinie für Verpa- ckungen und Verpackungsabfälle veröffentlicht. Später hat die Kommission den Richtlinienentwurf in einen Verordnungsentwurf geändert. Nach den Plänen der EU-Kommission sollen ab 2030 u. a. alle Kunststoffverpackungen auf dem EU-Binnenmarkt recyclingfähig und der Mindesteinsatz von Kunst- stoffrezyklaten in Produkten und Verpackungen soll verpflichtend sein – auch für Lebensmittelver- packungen. Seitdem wurden viele Änderungsanträge zu den Kernthemen Recyclingfähigkeit, Rezyklateinsatz, Verbot von Kleinstverpackungen wie Portionsver- packung Kaffeesahne („coffee-creamer“), Mehr- wegverpflichtungen und Pfandsysteme gestellt. Der MIV hat sich intensiv sowohl in der Taskforce von seinem Dachverband EDA als auch auf na- tionaler Ebene für die Streichung von dem Verbot der Kleinstverpackungen eingesetzt. Er hat auch deutlich gemacht, dass die Vorgaben für den Re- zyklateinsatz bei kontaktsensitiven Kunststoffver- packungen nicht realistisch sind, insbesondere weil diese Lebensmittelverpackungen mindestens 10 % bis 2030 betragen müssen. Problematisch ist nicht nur die Beschaffung von Rezyklaten in den entspre- chenden Qualitäten auf dem Markt, sondern auch die gesetzlichen Hygienevorschriften. MIV-Geschäftsbericht 2023/24 67

Macht Stehende zu tun, um ihre Geschäftsmodelle und Strategien mit dem EU-Ziel der Klimaneutralität bis 2050 und dem 1,5-Grad-Ziel in Einklang zu brin- gen. Dieser Plan soll jährlich aktualisiert werden. In Bezug auf seine Ziele gilt zunächst nur eine Bemü- henspflicht. innerhalb Außerdem sollen Unternehmen ihrer Sorgfaltspflichtenprozesse eine wirksame Einbin- dung von Interessengruppen vornehmen. Auch müssen sie eine eigene Stelle und ein eigenes Ver- fahren für Beschwerden und Hinweisgeber unter- halten. Neben den geschädigten Personen werden auch zivilgesellschaftliche Organisationen, Gewerk- schaften u. ä. zur Beschwerde berechtigt sein. Hinsichtlich der Sorgfaltspflichten zur Nachhal- tigkeit in der CSDDD und die Verpflichtungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung in der CSRD (Cor- porate Sustainability Reporting Directive) wird es künftig ein Zusammenspiel geben. Während die CSDDD sich mit der kontinuierlichen Identifizierung und Bekämpfung von Menschenrechts- und Umwelt- verletzungen beschäftigt, verlangt die CSRD von den Unternehmen eine Berichterstattung über ihre Nachhaltigkeitsauswirkungen gemäß einer doppel- ten Wesentlichkeitsanalyse. Zu den Neuerungen hat der MIV diverse Online-Info- Veranstaltungen durchgeführt, um seine Mitglieder auf die kommenden Änderungen vorzubereiten. Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtenge- setz (LkSG) Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist seit dem 01.01.2023 in Kraft und zielt – ähnlich wie die CSDDD – darauf ab, eine Verbesserung der internationalen Menschenrechtslage entlang der gesamten Lieferkette herbeizuführen. Die Verantwortung der Unternehmen erstreckt sich auf die gesamte Lieferkette, wobei die Unterneh- mensverantwortung nach dem Grad der Einfluss- möglichkeit abgestuft ist. Für die Durchsetzung der gesetzlichen Anforderungen ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zuständig. Das BAFA wird anlassbezogene Prüfungen durch- führen, wenn es Kenntnis über Verstöße erlangt. Das BAFA wird erstmalig zum 01.01.2025 das Vor- liegen der Berichte sowie deren Veröffentlichung prüfen. Der MIV hat zusammen mit dem Beratungsunter- nehmen envistra GmbH einen Workshop durchge- führt, in dem es um die Herausforderungen im LkSG bei vermehrten Anfragen des Einzelhandels ging. Die Themen betreffen u. a. die Anforderungen aus dem LkSG – unabhängig von der eigenen Unterneh- mensgröße, der Aufforderung, den Carbon Footprint offenzulegen, der Einhaltung der Ziele der SBTi (Science Based Target Initiative) sowie das Tierwohl. Die envistra GmbH hat mit dem MIV dazu eine Bran- chenlösung für die Molkereien als Hilfestellung er- arbeitet, um seine Mitgliedsunternehmen stärker zu unterstützen, so dass nicht jede Molkerei auf die Lieferanten zugehen muss. Energieeffizienzrichtlinie und deren Umsetzung Am 18.11.2023 ist das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) in Kraft getreten. Das EnEfG legt wesentliche Maß- nahmen, Anforderungen und Ziele für die Industrie fest. Für Unternehmen bringt das Gesetz verschie- dene Verpflichtungen in Abhängigkeit des Gesamt- energieverbrauchs mit sich, unabhängig von der Unternehmensgröße. Somit gibt es hier keine Aus- nahmen für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU). Das Gesetz verpflichtet Behörden, Unternehmen und Rechenzentren entsprechend den EU-Vorgaben ab 2024 Energieeinsparmaßnahmen zu ergreifen, um mehr Energie einzusparen. Mit ihm wird laut Bundesregierung erstmals ein sektorübergreifender Rahmen für mehr Energieeffizienz geschaffen. Wesentliche Anforderungen an Unternehmen mit einem durchschnittlichen Gesamtendenergiever- brauch in den letzten drei Kalenderjahren von mehr als 2,5 GWh pro Jahr sind: • Vermeidung, Verringerung und Wiederverwen- dung von Abwärme, soweit technisch zumutbar, • sowie Übermittlung von Informationen zur Ab- wärme im Unternehmen auf der Abwärme-Platt- form bei der Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) (§ 20 Abs. 4 EnEfG), MIV-Geschäftsbericht 2023/24 69

Neben der Begleitung der Aktivitäten der ECHA im Rahmen einer möglichen erneuten Genehmigung von Antikoagulanzien als Wirkstoffe in der EU (Sta- keholder-Konsultationen) versucht der MIV über den Lebensmittelverband, dem Ende der befallsun- abhängigen Dauerbeköderung mit Fakten und Argu- menten entgegenzuwirken. richte, die 2025 veröffentlicht werden. Sie müssen nach den European Sustainability Reporting Stan- dards (ESRS) Bericht erstatten, unabhängig davon, welchen Sektor sie betreiben. Die Standards werden von der EFRAG (European Financial Reporting Advi- sory Group) entwickelt. Sie bauen auf internationa- len Normungsinitiativen auf. Europäische Nachhaltigkeitsberichterstattung – CSRD und Taxonomie CSRD – allgemeine Standards (ESRS) Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die seit dem 05.01.2023 in Kraft ist, verlangt von allen großen Unternehmen und allen börsenno- tierten Unternehmen (mit Ausnahme der börsen- notierten Kleinstunternehmen) Informationen über die Risiken und Chancen, die sich aus sozialen und ökologischen Fragen ergeben, sowie über die Aus- wirkungen ihrer Aktivitäten auf Menschen und Um- welt offenzulegen. Die ersten Unternehmen müssen die neuen Regeln erstmals im Geschäftsjahr 2024 anwenden, für Be- Das Bundeskabinett hat am 24.07.2024 den Regie- rungsentwurf eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie (EU) 2022/2464 hinsichtlich der Nachhal- tigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) beschlossen. Das Bundesministerium der Justiz hat dazu ein Informationspapier veröffentlicht. U. a. steigen die Anforderungen an die Wirtschafts- prüfer. Denn künftig muss die Prüfung des Nach- haltigkeitsberichts durch einen Wirtschaftsprüfer erfolgen. Diese Prüfung muss durch sachkundige, unabhängige und für diese Aufgabe qualifizierte Prüfer erfolgen, die strengen Berufsgrundsätzen, einer fortlaufenden Qualitätskontrolle und der Be- rufsaufsicht unterliegen. MIV-Geschäftsbericht 2023/24 71

sätze entsprechend unterschiedliche Ergebnisse aus. Internationaler Maßstab für die Berechnung des Carbon Footprint in der Milchwirtschaft ist die Methodik des Internationalen Milchwirtschaftsver- bandes (IDF-Bulletin 519/2022). Da die am Markt etablierten Tools ein sinnvolles Instrument zur Quantifizierung und Minimierung der Treibhaus- gasemissionen sind, fordert der MIV für die Klima- bilanzierung eine entsprechende Transparenz und Vergleichbarkeit. Mit dem aus 2022 stammenden und 2024 aktuali- sierten MIV-Leitfaden „Klimaschutz in der Milchwirt- schaft“ werden Antworten zu relevanten Fragestel- lungen gegeben. Welche Klimarechner gibt es? Wie sind die Ergebnisse einzuordnen? Wie können Re- duktionspotenziale ausgeschöpft werden? Was sind mögliche Handlungsempfehlungen für die Molkerei beim Thema Zertifikatehandel? Um innerhalb des MIV diese Themen gemeinsam mit den Nachhaltigkeitsabteilungen der Molkereien weiter voranzubringen, wurde im Oktober 2023 eine zur Arbeitsgruppe Umwelt zugehörige Unterarbeits- gruppe Klima gegründet. Für die internationale Vernetzung, Standardsetzung und Weiterentwicklung von Tier- und Umweltschutz- zielen engagiert sich der MIV weiterhin innerhalb der internationalen Kooperationen des DSF (Dairy Sustainablity Framework), bei SAI (Sustainable Agri- culture Initiative) bzw. SDP (Sustainable Dairy Part- nership) sowie dem IDF (Internationale Dairy Fede- ration). EU-Industrieemissionsrichtlinie und Umsetzung der BVT-Schlussfolgerungen Das zentrale Regelwerk für die Genehmigung, den Betrieb, die Überwachung und die Stilllegung von Industrieanlagen in Europa ist die Industrieemis- sionsrichtlinie (IED). Hierzu hat das EU-Parlament am 12.03.2024 einer neuen, verschärften Fassung zugestimmt. Das Positive in diesem Zusammen- hang ist, dass Rinderhalter, anders als bestimmte Tierhaltungsbetriebe bzw. agroindustrielle Anlagen, auch weiterhin von der IED ausgenommen sind. Die neuen Vorschriften sehen beispielsweise für die Re- gulierung der Wasserknappheit verpflichtende Um- weltleistungsziele vor. Auch für die Bereiche Abfall, Ressourcen- und Energieeffizienz und Rohstoffver- brauch sind höhere Standards vorgesehen. Maßstab sind hier neue Techniken, welche unter „Beste ver- fügbare Techniken“ (BVT) zusammengefasst wer- den. Für die Tierhaltung, einschließlich der Rinder, wird die EU bis Ende 2026 die Notwendigkeit weiter- führender Regelungen sowie die Einführung einer Gegenseitigkeitsklausel zur Sicherstellung gleicher Wettbewerbsbedingungen beim Handel mit Drittlän- dern prüfen. Für die Milchindustrie sind aus den BVT-Schluss- folgerungen insbesondere die Technische Anlei- tung zur Reinhaltung der Luft (TA-Luft) sowie die Abwasserverordnung von Relevanz. Bezüglich der TA-Luft wurde am 22.11.2023 eine Allgemeine Ver- waltungsvorschrift zur Reduzierung von Emissio- nen und anderer Umweltauswirkungen in der Nah- rungsmittel-, Getränke- und Milchindustrie (NaGeMi – VwV) veröffentlicht. In der Verwaltungsvorschrift werden die immissionsseitigen Anforderungen aus dem BVT-Merkblatt für die Nahrungsmittel, Geträn- ke- und Milchindustrie (FDM-BREF) umgesetzt. Dies betrifft insbesondere Anforderungen an Gesamt- staub (Höhe der Emissionen sowie Anforderungen an die Messung und Überwachung). Die wassersei- tigen Anforderungen aus dem FDM-BREF werden in einem neuen Anhang 3 zur Abwasserverordnung bzw. einem neuen Anhang 12 umgesetzt. Mit einer Veröffentlichung dieser Anhänge ist noch im Jahr 2024 zu rechnen. Die vom MIV in einer Stellungnah- me an das Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) angemerkten Punkte hinsichtlich Gesamt- staub (Reduktion um 50 % auf 10 mg/Nm3), Mes- sung und Überwachung, Sanierungsfristen sowie baulichen und betrieblichen Anforderungen wur- den auch nach zahlreichen Gesprächen mit dem Umweltbundesamt (UBA) nur unzureichend berück- sichtigt. Die Verordnung zur Änderung der Abwasserver- ordnung ist am 20.04.2024 in Kraft getreten. Mit den neuen Anhängen werden die Anforderungen aus dem BVT-Merkblatt zur Nahrungsmittel-, Ge- tränke- und Milchindustrie (FDM-BREF) umgesetzt. Der neue Anhang 3 gilt für Abwasser, dessen Schad- stofffracht im Wesentlichen aus der Herstellung MIV-Geschäftsbericht 2023/24 73

bereits bei 50 Mitarbeitern bzw. 10 Mio. Euro Jahres- umsatz gezogen werden, sind de facto alle Molkerei- en betroffen. Der Milchindustrie-Verband hat sich im Rahmen des UP KRITIS, der öffentlich-privaten Kooperation zwi- schen Betreibern kritischer Infrastrukturen, deren Verbänden und den zuständigen staatlichen Stellen, im Mai 2024 an einer Stellungnahme, welche insbe- sondere auf Rechts- und Planungssicherheit, Pra- xistauglichkeit sowie Verhältnismäßigkeit hinweist, zum Referentenentwurf beteiligt. Cybersicherheit Hackerangriffe und IT-Sicherheit sind auch für Mol- kereien ein zunehmend relevantes, risikobasiertes Thema. Um das Sicherheitsrisiko, insbesondere für die allgemeine Infrastruktur und damit die Gesell- schaft zu reduzieren, gibt es mit dem IT-Sicherheits- gesetz sowie der europäischen NIS-Richtlinie auf europäischer Ebene einen bestimmten Mindeststan- dard. Mit der NIS-2-Richtlinie der EU (2022/2555) wurde am 16.01.2023 ein weiterer europäischer Rahmen für ein gemeinsames und hohes Cybersicherheits- niveau auf den Weg gebracht. Für Deutschland, wie für alle Mitgliedsstaaten, sind mit dem NIS-2-Um- setzungs- und Cybersicherheitsstärkungsgesetz die europäischen Vorgaben bis zum 17.10.2024 in natio- nales Recht zu überführen. So sind mit Gültigkeit vom 18.10.2024 und der Ein- teilung der Unternehmen in „Betreiber kritischer Infrastruktur“, „besonders wichtige Anlagen“ sowie „wichtige Anlagen“ für ca. 40.000 Unternehmen entsprechende Auflagen zu erfüllen. Da die Grenzen MIV-Geschäftsbericht 2023/24 75

8. Der MIV im Netzwerk und seine Gremien Der MIV im Netzwerk und seine Gremien Das MIV-Büro in Brüssel Der MIV ist seit 28 Jahren mit einem eigenen Büro in Brüssel vertreten, um die Interessen der deut- schen Molkereien besser und direkter bei den EU- Institutionen wahrzunehmen. Es fungiert als wich- tiges Bindeglied zwischen dem Berliner MIV-Büro, den deutschen Molkereien und den EU-Institutionen sowie dem europäischen Dachverband EDA. Der di- rekte Kontakt vor Ort ist ein großer Vorteil für den MIV. So kann rechtzeitig Einfluss auf EU-Gesetzes- vorhaben genommen werden, damit die Anliegen der deutschen Milchindustrie ausreichend Gehör finden. Büro in Peking Das bereits im September 2014 installierte Projekt China-Büro Peking, das der MIV und die Export-Uni- on für Milchprodukte zusammen mit dem Exportver- band German Meat unter Ko-Finanzierung durch das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) betreibt, hat sich auch 2023/2024 als zuverlässige Stütze erwiesen. Im vergangenen Jahr stand Frau Yan Be- hörden und Unternehmen in Abstimmung mit dem Verband mit Rat und Tat bei grundsätzlichen Ausle- gungsfragen der chinesischen Rechtsprechung zur Seite als auch bei der Beschaffung und Übersetzung neuer gesetzlicher Reglungen. MIV-Kooperationspartner QM DBV EUCOLAIT DRV al n tio a N Lebensmittel- verband ZAW EXU E U FDE BPM VDM* GML SMM VBPM ZDM IPMB BUMO ZMB EDA GDP IDF DSF SAI Internatio n a l * Deutsches Nationalkomitee im IDF Regional Milchwirtschaftliche Landesvereinigungen im Bundesgebiet VBPM IPMB Verband der Bayerischen Privaten Milchwirtschaft e. V. Interessengemeinschaft privater Milchverarbeiter Bayerns e. V. National Verband der Deutschen Milchwirtschaft e. V. Gemeinschaft der Milchwirtschaftlichen Landesvereinigungen e. V. Zentrale Milchmarkt Bericht- erstattung GmbH Export-Union für Milchprodukte e. V. Bundesverband Molkereiprodukte e. V. Zentralverband Deutscher Milchwirtschaftler e. V. Bundesverband der Privaten Milchwirtschaft e. V. Deutscher Raiffeisenverband e. V. Deutscher Bauernverband e. V. VDM GML ZMB EXU BUMO ZDM BPM DRV DBV Lebensmittelverband Deutschland e. V. (ehem. BLL) Schutzgemeinschaft für Milch- und SMM Milcherzeugnisse e. V. Zentralverband der deutschen ZAW Werbewirtschaft e. V. QM QM-Milch e. V. International EUCOLAIT Europäischer Milch-Handelsverband Europäischer Milchindustrieverband EDA Dairy Sustainability Framework DSF Internationaler IDF Milchwirtschaftsverband Europäischer Verband der FDE Lebensmittelindustrie Weltmilchplattform GDP Sustainable Agriculture Initiative SAI Plattform MIV-Geschäftsbericht 2023/24 77

GDP Global Dairy Platform www.globaldairyplatform.com Präsident: Rick Smith (USA) Geschäftsführer: Donald Moore (USA) EXU Export-Union für Milchprodukte e. V. Die Bürogemeinschaft des MIV und der Export- Union für Milchprodukte e. V. (EXU) hat sich über Jahrzehnte bewährt. Der Arbeitsschwerpunkt der EXU ist namensgebend, nämlich der Export von Milch und Milchprodukten. Der Verband informiert die Mitglieder, sowohl Händler als auch Hersteller, zu Belangen des Außenhandels innerhalb der EU, aber im Besonderen auch mit Drittländern. Kom- petenzbereiche der EXU sind daher z. B. Zoll, Han- delsabkommen, EU- und Drittlandsvorschriften, Veredelungsverkehr, Hygienevorschriften und Vete- rinärzertifikate usw. GEFA German Export Association for Food and Agriproducts e. V. Die GEFA ist eine vollständig durch die Wirtschafts- verbände und eigene Projekte finanzierte Institution zur Exportförderung von Produkten der verschiede- nen Mitglieder. Die GEFA führt im Auftrag ihrer Mit- glieder unterschiedliche Maßnahmen zur Förderung des Absatzes deutscher Produkte im Ausland durch. So werden beispielsweise Listungsgespräche mit ausländischen Handelsketten oder Gemeinschafts- stände auf wichtigen internationalen Messen organi- siert. Die GEFA bringt ebenfalls Maßnahmen in das BMEL-Förderprogramm ein. Der Milchindustrie-Ver- band zählt zu den GEFA-Gründungsmitgliedern und ist im Vorstand der GEFA über die Export-Union für Milchprodukte e. V. (Karin Monke) vertreten. GDP, mit Sitz in den USA, ist ein internationaler Ver- band von Unternehmen und Verbänden, der sich insbesondere um die Themenfelder Ernährung und Nachhaltigkeit inklusive Kommunikation im Milch- sektor kümmert. MIV im deutschen Netzwerk Der MIV ist Mitglied in vielen Dach- und Förder- verbänden, wie z. B. dem Lebensmittelverband Deutschland unter dem Vorsitz von René Püchner. Über den VDM (Verband der Deutschen Milchwirt- schaft) ist der MIV u. a. in den „Runden Tisch der Milchwirtschaft“ eingebunden. Der MIV betreibt eine Bürogemeinschaft zusammen mit der Export- Union für Milchprodukte e. V. und dem Zentral- verband deutscher Milchwirtschaftler e. V. (ZDM- Geschäftsführer: Syndikusrechtsanwalt Torsten Sach). Dieser vertritt die Interessen der Molkerei- fachleute und berät in Fragen der Aus-, Fort- und Weiterbildung in den milchwirtschaftlichen Berufen sowie zur Gesetzgebung, u. a. dem Arbeitsrecht. Des Weiteren arbeitet der MIV zusammen mit dem BuMo Pro e. V. (Bundesverband feiner Lebensmittel) un- ter seinem Präsidenten Manfred Heimes. Seit dem 1. Januar 2022 ist der MIV korporatives Mitglied im BerufsVerband Oecotrophologie e. V. (VDOE) und Fördermitglied in der Arbeitsgemeinschaft Verpa- ckung + Umwelt e. V. (AGVU). Außerdem fördert der MIV durch eine seit dem 1. Juli 2022 bestehende Mit- gliedschaft bei der Industrievereinigung für Lebens- mitteltechnologie und Verpackung e. V. (IVLV) die gemeinsame, vorwettbewerbliche Forschung des Mittelstandes. MIV-Geschäftsbericht 2023/24 79

um die Zukunft von Verpackungen. Bereits seit 1986 engagiert sich der Verband für die Produktverant- wortung bei Verpackungen und setzt sich für eine umweltgerechte und ressourcenschonende Nutzung und Verwertung ein. Der MIV hat mit der Mitglied- schaft sein Netzwerk hinsichtlich der rechtlichen Vorgaben zu Verpackungen erweitert. VLOG Verein für Lebensmittel ohne Gentechnik e. V. Handel-Landwirtschaft beschloss die Anwendung ab Januar 2024. Derzeit ist nur Konsummilch be- troffen, andere Produkte wie Joghurt pur und Quark pur sollen aber folgen. Es gilt die Regel gemolken, verarbeitet und verpackt in Deutschland. Die Umset- zung erfolgt auf Basis einer freiwilligen Selbstver- pflichtung aller teilnehmenden Lebensmittelhändler und -hersteller. Die Kosten für Logo, Zertifizierung und Organisation tragen Handel und Hersteller. Ein Preisaufschlag ist nicht vorgesehen. Der MIV vertritt seine Unternehmen im VLOG e. V., wo wichtige Definitionsfragen der Fütterung ohne Gentechnik verabredet werden. Ein MIV-Mitglieds- unternehmen ist im VLOG-Vorstand vertreten. ZKHL Zentrale Koordination Handel- Landwirtschaft e. V. Für das Herkunftskennzeichen Deutschland werden die Vorgaben und Verpflichtungen in einer Bran- chenvereinbarung in der ZKHL e. V. festgehalten. Der MIV sieht das kritisch für die deutsche Milch- wirtschaft und hat sich intensiv in den Prozess ein- gebracht. Deutschland liegt im Herzen Europas, die Rohstoffströme von Milch und Milchzutaten gehen spätestens seit Wegfall der Milchquote über Länder- grenzen hinweg. Eine allgemeine Forderung nach Herkunftskennzeichnung bedeutet daher für die Molkereien sehr schnell höhere Logistik- und Verar- beitungskosten für getrennte Erfassung, Lagerung und Verarbeitung sowie ein mehr an Bürokratie. Individuell können Molkereien und Kunden, wo es sinnvoll ist, natürlich eine Herkunftsangabe verein- baren, das hat man in der Vergangenheit z. B. über eine deutsche Flagge vorgenommen. Die Vereinbarung wurde von der Taskforce Herkunft erarbeitet. Der Vorstand der Zentrale Koordination MIV-Geschäftsbericht 2023/24 81

Claus Naarmann Privatmolkerei Naarmann GmbH, Neuenkirchen Frank-Andreas Uszko Zott SE & Co. KG, Mertingen Frederic Nalis* Savencia Fromage & Dairy Deutschland GmbH, Wiesbaden Ehrenvorsitzender: Toni Meggle Meggle GmbH & Co. KG, Wasserburg Dr. Thomas Obersojer Bayerische Milchindustrie eG, Landshut Matthias Oettel Meggle GmbH & Co. KG, Wasserburg Kerstin Picker-Münch Mondelez Deutschland GmbH, Bremen MIV-Geschäftsbericht 2023/24 83

Das Team Vorne (v. l. n. r.): Karin Monke, Dr. Katrin Lehmann, Jana Halbreiter, Ines Terbeck, Monika Hubar, Cathrin Smalla, Astrid Stein, Laura Wenk, Dr. Angela Kohl Hinten (v. l. n. r.): Alexandra Scheel-Krosse, Friedrich Schulz-Gebeltzig, Amelie de Grahl, Eckhard Heuser, Dr. Björn Börgermann, Roderik Wickert, Torsten Sach, Dr. Jörg Rieke, Dr. Simon Harnisch MIV-Geschäftsbericht 2023/24 85

Willkommen beim MIV Der Milchindustrie-Verband hat seine Öffentlich- keitsarbeit neu aufgestellt und freut sich, dass Roderik Wickert seit Anfang 2024 die Leitung der Öffentlichkeitsarbeit übernommen hat. Herr Wickert war u. a. tätig als Pressesprecher und Chef vom Dienst (CvD) beim Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), 20 Jahre Reporter, Redakteur und CvD bei ARTE, beim ARD-Morgenmagazin und beim Bayerischen Rundfunk in Berlin. Seit April 2024 bereichert zudem Herr Friedrich Schulz-Gebeltzig das MIV-Team als Referent mit den Schwerpunkten Logistik und Erzeugerangelegenhei- ten. Schon während seines Agrarwissenschaftsstu- diums unterstützte er ab 2016 die Geschäftsführung der Export-Union für Milchprodukte (EXU), wo er 2022 anschließend als Referent übernommen wur- de. Derzeit führt er die Tätigkeiten bei MIV und EXU zu gleichen Teilen fort. V.l.n.r.: Friedrich Schulz-Gebeltzig und Roderik Wickert MIV-Geschäftsbericht 2023/24 87

Büro Berlin | Milchindustrie-Verband e. V. Jägerstraße 51 | 10117 Berlin Tel.: +49 30 403 04 45-0 Fax: +49 30 403 04 45-55 info@milchindustrie.de https://milchindustrie.de Büro Brüssel | Milchindustrie-Verband e. V. Deutsches Haus der Land- und Ernährungswirtschaft Rue du Luxembourg 47-51 | B - 1050 Brüssel Tel.: +32 2 512 6135 bruessel@milchindustrie.de https://milchindustrie.de Büro China | Export-Union für Milchprodukte e. V. Room 1301, Landmark Tower, No. 8 North, 3rd Road East, Chaoyang District CHN - Beijing https://export-union.de MIV-Geschäftsbericht 2023/24 89

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Wohin die Milch in Deutschland fließt Anlieferung von Kuhmilch in Mio. t (2023) 50.581 Milchviehhalter erzeugten 2023 Verarbeitung in Molkereien Vermarktung der Produkte* Verbrauch* in Deutschland 32,60 Mio. t 34,1 Mio. t Milch Milch 49 % (16,6 Mio. t) Export 39 % (13,2 Mio. t) Lebensmittel- einzelhandel 13 % (4,3 Mio. t) 12,3 Mio. t Import 17,5 Mio. t Milch Inlands- produktion Weiterverarbeitende *Milchäquivalent davon 1,15 Mio. t Eigenverbrauch davon 2,7 Mio. t Import Industrie, Ernährungsgewerbe, Großverbraucher 3,0 7,3 1,4 1,2 1,0 0,8 1,6 3,4 1,8 7,7 2,3 © Milchindustrie-Verband e. V. | Quelle: ZMB GmbH Quelle: ZMB GmbH nach BLE Was wird aus der angelieferten Milch? 84,5 Mio. Verbraucher konsumieren je Kopf (2023) 3 % Sonstiges 23 % Butter, Dauermilch 9 % Joghurt, Sahne, Dessert 51 % Käse 13 % Trinkmilch Quelle: ZMB, eigene Berechnungen auf Basis von Daten der BLE nach Milch-Melde-VO 5,6 kg Butter 23,8 kg Käse Quelle: ZMB GmbH nach BLE 45,8 kg Konsummilch Deutschlands Milchexporte nach China Milchverarbeitende Unternehmen 1. Halbjahr 2023 (in t) Basis: Bis einschließlich 2008 Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten; seit 2009 Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten. 3.401 Flüssige Milch/Rahm 2.758 1.274 115.020 562 9.383 565 515 379 251 Joghurt mit Zusätzen Molkenpulver 40.845 Beschäftigte 6.745 2.428 18.550 2014 Umsatz 35,6 Mrd. Euro 5.731 145 147 142 149 148 152 153 158 155 158 163 165 Quelle: destatis 1950 1960 Magermilchpulver 1970 1982 1985 1988 1991 2000 2010 2012 2013 2014 Joghurt natur 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 ©Milchindustrie-Verband e.V. | Quelle: ZMP/ZMB, destatis 161 Zubereitungen für Kindernahrung 2023

35,9 Mrd. EUR Umsatz 19,5 % des Umsatzes der Nahrungs- und Futtermittelindustrie 14,8 Mrd. EUR Milchgeld 20,6 % des landwirtschaftl. Produktionswertes Quellen: ZMB GmbH, destatis Quellen: ZMB GmbH, Eurostat Export der deutschen Milchwirtschaft 2023 nach Zielregionen (in Euro) 62,0 Mio. EUR Nordamerika 10 Mrd. EUR Europa 14,7 Mio. EUR EAWU 235,8 Mio. EUR Arab. Halbinsel 795,7 Mio. EUR Asien davon 329,4 Mio. EUR China 157,8 Mio. EUR Lateinamerika & Karibik 178,7 Mio. EUR Nordafrika 95,6 Mio. EUR Afrika 37,4 Mio. EUR Ozeanien © Milchindustrie-Verband e. V. Quelle: ZMB GmbH nach destatis TOP 20 Molkereien der Welt FrieslandCampina (NL) Dairy Farmers of America (US) Danone (Fr) Yili (CHN) Fonterra (NZ) Unternehmen Lactalis (Fr) 1 2 Nestlé (CH) 3 4 5 6 7 Arla Foods (DK/SE) 8 9 Mengniu (CHN) 10 Saputo (CAN) 11 Unilever (NL/UK) 12 Schreiber Foods (USA) 13 Savencia (Fr) 14 Gujarat Cooperative Milk Marketing Federation Ltd (IND) 15 Müller (DE) 16 Sodiaal (FR) 17 Agropur (CAN) 18 DMK (DE) 19 Froneri (UK) 20 Grupo Lala (MEX) * Bei den Umsatzdaten handelt es sich überwiegend um Molkerei- verkäufe (tatsächlich oder ge- schätzt), basierend auf Finanz- daten für 2023 (tatsächlich oder geschätzt), verbunden mit einigen Anpassungen aufgrund bestimm- ter M&A-Aktivitäten. **geschätzt Quelle: Rabobank 2024 Milchumsatz 2023* in Mrd. USD Milchumsatz 2023* in Mrd. EUR 30,2** 24,1** 21,7 19,7** 17,5** 15,1 14,8 14,1** 13,9 12,8 8,7** 7,4** 7,4** 7,2** 6,7** 6,3 6,1 5,9 5,7 5,6 27,9** 22,3** 20,1 18,2** 16,2** 14,0 13,7 13,0** 12,9 11,9 8,1** 6,8** 6,9** 6,6** 6,2** 5,8 5,6 5,5 5,3 5,2