Stellungnahme des Milchindustrie-Verbandes (MIV) zur Berichterstattung in „Öko-Test“ Ausgabe Dezember 2022 – Test Butter

Der Titel-Test der aktuellen Ausgabe von Öko-Test ist gewolltes Butter-Bashing mit Ansage. Schon die Wortwahl im Test („Klimasau“) zeigt, dass es der Redaktion nicht um eine sachliche Einschätzung ging.

Anstatt einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Produkt Butter werden die Leser mit einer Aneinanderreihung pauschaler Aussagen und subjektiver Noten-Skala allein gelassen. Diese Vereinfachungen werden der Komplexität der angesprochenen Themenbereiche nicht gerecht.

Unsere Kommentierung der primären Kritikpunkte im Einzelnen:

Gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe deutlich unter Orientierungswert
Der Hauptaufmacher im Test ist die Messung der Rückstände von Mineralöl. Die Redaktion bringt das mit möglichen Gesundheitsrisiken in Verbindung. Hierzu stellen wir fest, dass die Produkte unserer Molkerei-Mitglieder höchsten Qualitäts- und Sicherheitsstandards entsprechen. Die Verbraucher können sich darauf verlassen, dass der Verzehr von Molkereiprodukten selbstverständlich unbedenklich ist. Die Abwertung für MOSH-Gehalte über 2 mg/kg seitens Öko-Test hat keine wissenschaftliche Basis.

Wichtig zur Einschätzung der Messergebnisse ist, dass es keine Grenzwerte für MOSH und MOAH in Lebensmitteln gibt. Das gilt national, aber auch EU-weit. Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) soll bis Ende 2022 ein neues wissenschaftliches Gutachten zur Bewertung von Mineralölkohlenwasserstoffen veröffentlichen. Im zuständigen Ausschuss der EU-Kommission einigten sich die Mitgliedsstaaten darauf, dass MOAH in Lebensmitteln nicht bestimmbar sein sollen. Ein empfohlener Richtwert wurde mit 2 mg/kg für Fette und Öle festgelegt, ist jedoch nicht rechtsverbindlich.

Der Entwurf der sogenannten Mineralölverordnung des BMEL umfasst den Übergang von MOAH aus der (Altpapier)Verpackung auf Lebensmittel. Er enthält aber keine Vorschläge für Höchstgehalte von MOSH oder MOAH in Lebensmitten. Die Lebensmittelüberwachung hat gemeinsam mit der Wirtschaft sogenannte Orientierungswerte abgeleitet. Bei Überschreitung sollte eine Quellenuntersuchung durchgeführt werden. Für Milch und Milchprodukte liegt der Orientierungswert für MOSH und Analoge bei 22 mg/kg Milchfett (C10-C50) (Quelle siehe unten). Anstelle sich auf diesen Wert zu beziehen, nutzt Öko-Test in seinem Test Parameter, die weder gesetzlich noch wissenschaftlich fundiert sind.

Abschließend möchten wir darauf hinweisen, dass auch die Messungen selbst kritisch diskutiert werden müssen. Aus der Praxis wird berichtet, dass Untersuchungen verschiedener Labore stark schwanken können. Die Mineralölanalytik benötigt einschlägige Erfahrungen, u. a. bei der Probennahme und -aufarbeitung sowie Auswertung der Chromatogramme, auch hinsichtlich Störkomponenten. Eine validierte Methode für Milch und Milchprodukte gibt es nicht.

Klima
Die Redaktion hält Butter generell für klimaschädlich. Dabei unterschlägt sie, dass sich die Branche sich seit Jahren für nachhaltige Prozesse einsetzt. Natürlich kennen auch die Journalisten die positiven Zusammenhänge von Kreislauf Klima – Pflanze – Tier bereits bei der Gewinnung der Milch. Kühe sind Wiederkäuer und setzen bei diesem natürlichen Prozess Methan frei. Dieses Gas wird in der Atmosphäre in CO2 umgewandelt und anschließend von Pflanzen für die Photosynthese aufgenommen. Kühe nehmen diese Pflanzen als Futter auf und wandeln diese in Milch um. Durch diesen Kreislauf ist die CO2-Bilanz gemessen am verzehrbaren Protein relativ gering. [Link zur Initiative Milch: https://www.initiative-milch.de/articles/klimaschonend-ern%C3%A4hren/]

Preise
Die Redaktion Öko-Test schreibt eingangs „Die Butterpreise steigen und steigen. Dabei sind die meisten Produkte im Test ihr Geld gar nicht wert, finden wir.“ Wir kritisieren die Abwertung eines Produktes, das aus hochwertigen Rohstoffen und im aufwändigen Herstellungsverfahren gewonnen wird. Die Preisentwicklung von Butter deckt sich mit der der Preissteigerungen in der gesamten Lebensmittelbranche und spiegelt auch den Wunsch der Politik und Verbraucher nach einer fairen Entlohnung der Bauern wider. Derzeit gibt es auf dem Milchmarkt ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage -die Kosten für den Rohstoff Milch steigen dadurch zusätzlich. All dies zeichnet sich am Ende in der Bepreisung der Butter ab. Die finalen Preise bestimmt der Handel.

 

Quelle
Empfohlene Orientierungswerte für Mineralölkohlenwasserstoffe (MOH) in Lebensmitteln

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Dr. Katrin Lehmann
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Dr. Björn Börgermann
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