Milchsammellogistik – wie kommt die Milch in die Molkerei?
Zur Erfassung der Rohmilch und für den Transport von den Landwirten zur Molkerei ist ein hoher Aufwand erforderlich, um den Rohstoff Milch bestmöglich zu sammeln, Proben für die Güteuntersuchung zu ziehen und einen schonenden Transport in die Molkerei durchzuführen. Dadurch entstehen z. T. erhebliche Erfassungskosten, die jedoch wesentlich durch die Organisation der Logistik und die nachfolgenden Anforderungen beeinflusst werden.
Strukturwandel in der Milchwirtschaft
Die Rohmilchbeschaffung der Molkereien hat sich im Zuge des Strukturwandels landwirtschaftlicher Milchviehbetriebe verändert. Jedes Jahr geben 3-5 % der Milchviehhalter unabhängig von der Höhe des Milchauszahlungspreises die Milchproduktion auf. Durch die abnehmende Zahl der Milcherzeuger verringert sich zwangsläufig auch die Anzahl der Milchsammelstellen. Umgekehrt steigt die Milchmenge in Deutschland. Dies führt zu einer größeren Milchmengen pro Lieferant und zu einer effizienteren Milchübernahme pro Ladestelle.
Gleichzeitig gehen die regionale Milchdichte und auch die Anzahl der Molkereien zurück. In den letzten Jahren ist eine kontinuierliche Verlagerung der Quote aus dem Süden in den Norden und Nordosten Deutschlands auszumachen. Die Sammelfahrzeuge der Molkereien müssen entsprechend je nach Region eine immer weitere Entfernung zurücklegen, um das gleiche Volumen zu befördern.
Milchtanksammelwagen
Die Erfassung der Rohmilch wird mit Tanksammelwagen durchgeführt, welche entweder der Molkerei gehören oder es fahren auch spezialisierte Spediteure mit mehreren Fahrzeugen durchaus für mehrere Molkereien. Die Milchsammelwagen sind mit einer speziellen Probenahmetechnik zur Beprobung der Rohmilch während der Übernahme ausgestattet. Die Milch wird in Edelstahltanks bei maximal 8 Grad Celsius Abholtemperatur zur Molkerei transportiert. Die Proben zur Milchgüte werden zur Qualitätsuntersuchung regelmäßig zu unabhängigen Laboratorien versendet. Ein Milchsammelwagen mit einem Zugfahrzeug und einem Anhänger hat eine Kapazität von etwa 24.000 kg.
Kostenoptimierung
Eine wichtige Möglichkeit, um die Kosten für die Fuhrparkerhaltung, Fahrstrecken- und den Arbeitszeitaufwand für die Milcherfassung zu reduzieren, besteht in der Optimierung der Erfassungsfrequenz. Eine zweitägige Abholung führt beispielsweise gegenüber der täglichen Erfassung zu einer Halbierung der Haltestellenkontakte und zu einer Verdoppelung der Milchmenge pro Haltestelle und Abholung. In Regionen mit eher kleineren Betrieben können damit die anfallenden Rüstzeiten für die Abholung bei den Erzeugern (z. B. 20-40 Betriebe je Tour) und in der Molkerei reduziert werden. Weitere Kostenvorteile ergeben sich durch geringere Aufwendungen für Güteuntersuchungen und die Milchgeldabrechnung. Besonders bei einer geringen Milchdichte können bei der Milchsammlung mit diesem Ansatz Kostenpotenziale generieren.
Eine Milcherfassung in geringer Abholfrequenz stößt, egal ob sie durch die Molkerei selbst oder eine beauftragte Spedition durchgeführt wird, gerade bei größeren Milcherzeugerbetrieben an Grenzen. Eine derartige Erzeugerstruktur ist vor allem in den östlichen und nördlichen Bundesländern zu finden. Größere tägliche Gemelke/ Anlieferungsmengen bedingen letztlich längere Melkzeiten bei einer größeren Anzahl von Kühen und damit auch eine Einschränkung in der Flexibilität der Abholzeiten und der Flexibilität in der Tourendisposition (z. B. 1-10 Betriebe je Tour).
Aufgrund der hohen Transportkosten in Relation zur Milchdichte, wird die Nähe zu den landwirtschaftlichen Betrieben daher in Zukunft eine immer zentralere Rolle für die Standortqualität und zukünftigen Investitions- und Standortüberlegungen wachsender Molkereistandorte spielen.