Deutsche Molkereien im Dialog mit ihren Milcherzeugern
Berlin, 18.06.2018 – Die deutsche Molkereiwirtschaft steht im Dialog mit ihren Milcherzeugern und überprüft regelmäßig ihre Vertrags- und Lieferverhältnisse. Der allergrößte Teil der Molkereien ist Veränderungen gegenüber aufgeschlossen und setzt diese um. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Milchindustrie-Verbandes unter seinen rund 80 Mitgliedern.
Von den befragten Molkereien haben 40 geantwortet, diese vertreten ca. 75 % der deutschen Anlieferungsmilch. So haben alle großen Molkereien teilgenommen, unabhängig von ihrer Rechtsform: Private Molkereien sowie Genossenschaften gaben Auskunft.
Fast alle Molkereien haben das Thema Anpassungen der Lieferbeziehungen mit ihren Erzeugern diskutiert und ggf. Änderungen vorgenommen. Teilweise haben sich die Milcherzeuger aber auch für das Festhalten am Ist-Zustand ausgesprochen, der für sie das richtige Mittel der Wahl in ihrem Innenverhältnis zur Molkerei darstellt.
Lange Laufzeiten attraktiv für Milchbauern
Große Überraschungen gab es bei der Betrachtung von Laufzeiten von Lieferverträgen bzw. Bindungen an die eigene Genossenschaft. Bis zu 12 Jahre wollen sich Landwirte fest an ihre Molkerei binden. Im Genossenschaftswesen liegt die Kündigungszeit meist bei zwei Jahren, viele Molkereien haben sich aber mit ihren Milcherzeugern auch auf kürzere Fristen geeinigt.
Zustimmung findet die Nennung des Milchpreises für den Folge-Monat (und nicht die rückwärtige Information zum zurückliegenden Liefermonat). Eine verbindliche Mengenplanung mit z. B. vereinbarten Höchstmengen lehnen die Landwirte ab. Gleichwohl liefern viele auf freiwilliger Basis zusätzliche Informationen, um die Molkereien bei ihrer Planung der Rohmilchverwendung zu unterstützen. Lediglich drei Molkereien installieren derzeit Systeme mit verbindlichen Milchmengen.
Festpreismodelle stoßen auf wenig Gegenliebe
Die meisten Änderungen zeichnen sich bei den Preismodellen zur Milchpreisfindung ab. Bereits zehn Molkereien bieten ihren Milcherzeugern Festpreismodelle an. Eine Molkerei gab zu Protokoll, dass ihre Landwirte ein solches Angebot komplett abgelehnt hätten. Mehr Zuspruch finden Modelle der Preisabsicherung über Warenterminbörsen – das antworteten 15 Molkereien. Dabei zeichnet die Molkerei – sofern sich der Einzellandwirt dafür entscheidet – Butter- und Magermilchkontrakte für die Zukunft an der Warenterminbörse und sichert so den Milchpreis für diesen Milcherzeuger ab. Die Implementierung dieser Vertragsmodelle läuft gerade bei den verschiedenen Molkereien an. Die Zustimmung der Landwirte hängt sicherlich von den Zukunftspreisen der Warenterminbörsen ab; eine Absicherung zu niedrigeren Milchpreisen macht sicherlich keinen Sinn.
„Die Ergebnisse dieser MIV-Umfrage bei den Unternehmen der deutschen Molkereiwirtschaft zeigen, dass der Dialog zwischen Milcherzeuger und Molkerei zu Vertragsinhalten gelebte Praxis ist. Dies geschieht unabhängig von der Rechtsform der Unternehmen. Ein staatlicher Eingriff in die Vertragsbeziehungen ist nicht Aufgabe der Politik, die Wirtschaftsbeteiligten können das allein deutlich besser“, fasst Eckhard Heuser, Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbandes die Position des MIV zusammen.