Überarbeitung des Nutri-Scores setzt falsche Signale
Der Nutri-Score soll es für Verbraucherinnen und Verbraucher einfacher machen, sich im Alltag gesünder zu ernähren. Auf der Basis weniger ausgewählter Kriterien soll er dabei helfen, verschiedene Produkte hinsichtlich ihres Nährwerts miteinander zu vergleichen.
Ernährungsexperten und Lebensmittelproduzenten diskutieren den Nutri-Score seit seiner Einführung sehr kontrovers. Ob er tatsächlich zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen kann, ist völlig unklar.
Die aktuelle Überarbeitung aus dem April 2023 setzt nun zusätzlich falsche Signale, indem Milch und Milchmischgetränke zukünftig als „Getränke“ eingestuft werden sollen. Für ihre Nutri-Score-Berechnung gelten somit dieselben Kriterien wie für alle anderen Getränke, etwa Fruchtsaft, -schorle oder Limonade. Ein grünes „A“ wird ausschließlich für Wasser vergeben, während eine ernährungsphysiologisch wertvolle Vollmilch nur noch ein „C“ erzielen kann, obwohl die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Vollmilch als Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung empfiehlt. Denn: Milch liefert unter anderem wichtige Proteine für den Muskelaufbau, das Vitamin B2 und Calcium. Die Eingruppierung als Getränk und damit einhergehende Abwertung von Milch und Milchmischgetränken ist aus Sicht des Milchindustrie-Verbandes weder wissenschaftlich nachvollziehbar noch zielführend.
Milch und Milchmischgetränke wurden bei der Nutri-Score-Berechnung bislang richtigerweise als Lebensmittel eingruppiert. Damit wurde der natürlichen Nährstoffdichte der Milch mit ihrem hochwertigen Protein und den vielen Mineralstoffen und Vitaminen Rechnung getragen. Zudem grenzt auch die DGE Milch klar von den Durstlöschern ab. Aufgrund ihres einzigartigen Nährstoffspektrums und hohen Nährgehalts zählt Milch zu den Nahrungsmitteln der Kategorie „tierische Lebensmittel“ und nicht zu Getränken.
Nach wie vor verzehren viele Erwachsene und Kinder zu wenig Milch und Milchprodukte. Ziel muss es deshalb sein, eine adäquate Aufnahmemenge zu gewährleisten. Wir setzen uns für eine bedarfsgerechte Versorgung mit hochwertigen Proteinen und essenziellen Makro- und Mikronährstoffen in der deutschen Bevölkerung ein, anstatt Verbraucher mit widersprüchlichen Buchstaben und Farben zu verunsichern.
