Wasserverbrauch und Abwasser

In jedem milchverarbeitenden Betrieb wird Wasser zum Kühlen, Heizen, Reinigen, für die Dampferzeugung und auch zur direkten Verarbeitung der Produkte gebraucht. Das Brauchwasser darf keine Krankheitserreger und Verunreinigungen enthalten, die die menschliche Gesundheit schädigen könnte. Das Abwasser in einer Molkerei entsteht vor allem bei der Reinigung der Prozesslinien zur Milchverarbeitung. Eine geringere Rolle spielt außerdem das Abwasser aus den Wasch- und Toiletteneinrichtungen, Kantinen sowie die Kühlwässer. Das Abwasser der milchverarbeitenden Betriebe enthält im wesentlichen Eiweiß, Milchzucker, Milchfette sowie Reinigungs- und Desinfektionsmittel.

Water Footprint

Der sog. Wasser-Fußabdruck bezeichnet die gesamte Menge des Wassers, die innerhalb der gesamten Produktionskette eines Produktes verbraucht, verdunstet oder verschmutzt wird. Die relativ hohen Werte in der Lebensmittelherstellung im Vergleich zu reinen Industrieprozessen hängen hauptsächlich mit der Berechnungsmethodik zusammen. So wird zwischen „grauen“, „blauen“ und „grünem“ Wasser unterschieden. Grünes virtuelles Wasser ist Regenwasser, was von den Pflanzen im Laufe des Wachstumsprozesses aufgenommen wird. Blaues virtuelles Wasser ist die tatsächliche Menge an Grundwasser zur Herstellung der Produkte. So wird z.B. den tierischen Lebensmitteln das Wasser für die Bewässerung bei der Produktion von Futtermittel zugeschrieben. Das graue virtuelle Wasser ist die Wassermenge, die während des Herstellungsprozesses verschmutzt wird.

Ähnlich wie bei dem CO2-Fussabdruck (Carbon Footprint) ist die Berechnung des Water Footprints mit großen Unsicherheiten verbunden und insgesamt umstritten.

Was tut die Milchindustrie?

Der direkte Wasserverbrauch pro kg Milch entspricht etwa der durchschnittlichen bis doppelten Milchverarbeitungsmenge.

Die Technische Universität Berlin hat in einem dreijährigen Forschungsprojekt den Wasserfußabdruck für einen Liter Milch berechnet. Er beträgt nach Ansicht der Berliner Uni 100 l. Dazu haben sie Wasser, das für Futter, Putzen des Stalles, das Tränken der Tiere und die Milchproduktion mit einberechnet. Der größte Teil des Wassers entsteht bei der Berechnung des Futtermittels für die Kuh. So macht es einen großen Unterschied, ob das Tier auf der Weide oder im Stall gehalten wird. Denn im Stall wird z.B. Soja gefüttert, was viel mehr Wasser verbraucht.

Durch technische Lösungen wie z.B. Wiederverwendung des Prozesswassers, Optimierung des CIP-Reinigungsverfahrens, intelligente Planung und Aufstellung der Rohleitungssystemen und Minimierung der Wasserverluste leisten die Milchverarbeitungsbetriebe einen Beitrag zur Reduktion des Wasserverbrauchs.

Etwa 25 Prozent der Molkereien in Deutschland sind Direkteinleiter, leiten also das Abwasser nach einer Vollreinigung in werkseigenen Kläranlagen direkt in die Gewässer ein. Etwa 58 Prozent der Betriebe betreiben eine Abwasservorbehandlungsanlage und leiten das Ab-wässer anschließend in kommunale Kläranlagen ein.

Bei der Reinigung von Molkereiabwässern fallen nur geringe Schlammmengen mit niedrigen Schadstoffgehalten und einer konstanten Zusammensetzung an. Die landwirtschaftliche Ausbringung der Klärschlämme aus der Molkereiindustrie trägt zur Ressourcenschonung (z.B. Phosphat) bei.

Beim Internationalen Milchwirtschaftsverband (IDF) wurde eine Arbeitsgruppe zum Thema Water Footprint eingerichtet. Ziel des Projektes soll sein, ähnlich wie bei Carbon Footprint bereits geschehen, die Erarbeitung einer Methodik für die produktbezogene Berechnung des Wasserverbrauchs für Milchprodukte. Des Weiteren plant IDF eine engere Zusammenarbeit mit ISO bezüglich der Erarbeitung eines internationalen Standards für Water Footprinting. Eine Arbeitsgruppe mit ähnlicher Zielsetzung wurde außerdem innerhalb des Europäischen Milchindustrieverband (EDA) eingerichtet.

Ansprechpartner

  • Astrid Stein Rechtsanwältin Referentin
  • +49 30 4030445-21
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