Sehr stabile Marktlage bei Milch und Co

Hamburg, 22.10.2021 – Anlässlich der Jahrestagung in Hamburg konnte der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes Peter Stahl von einer sehr stabilen Marktlage berichten: „Ich will noch nicht von einer Überhitzung des europäischen Milchmarktes sprechen, die Rohstoffverfügbarkeit ist jedoch sehr angespannt.“

Der Verband legte seinen Jahresbericht 2020/2021 vor, der auf seiner Homepage unter milchindustrie.de/miv-geschaeftsbericht-2020-21/ abrufbar ist.

Seine besten Grüße aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium überbrachte der Parlamentarische Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel. In seiner Grußrede führte er aus: „Die deutsche Molkereiwirtschaft ist ein Schwergewicht und ein bedeutender Arbeitgeber. ‚Milch made in Germany‘ – das ist auch international ein Qualitätsversprechen. Gleichwohl stellen Preisschwankungen am Milchmarkt und der Wunsch der Verbraucher nach mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit die Branche zusehends vor große Herausforderungen. Mit der Strategie 2030 haben Sie gemeinsam erste Weichen gestellt, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Ich ermutige die gesamte Branche, dabei nicht nachzulassen und mit einer Stimme zu sprechen, um die Wertschöpfung der deutschen Milchwirtschaft zu sichern.“

Rund 55.000 Milcherzeuger in Deutschland plus Lieferungen aus dem benachbarten Ausland versorgen die Molkereien zuverlässig mit 32,6 Mio. Tonnen Rohstoff (2020). Im laufenden Jahr gehen die Milchanlieferungen aber spürbar zurück. Immer mehr Auflagen und hohe Kosten machen den Milcherzeugern das Leben schwer. Zusätzliche Anforderungen an Tierwohl werden insbesondere regional für noch mehr Strukturwandel sorgen, prognostiziert der Verband.

Der Pro-Kopf-Verbrauch 2020 entwickelte sich je nach Produktgruppe unterschiedlich. Bei Konsummilch ging die Menge in den letzten Jahren um zehn Prozent zurück, während der Käsekonsum um sieben Prozent zunahm – dies führte zu einer Rekordproduktion von 2,6 Mio. Tonnen Käse. Die „vegane Welle“ spürt insbesondere der Konsummilchmarkt: Hafergetränke und Co erreichen derzeit einen Anteil von neun Prozent der Verbrauchsmenge der Originalmilch. Bei Butter konnte der Absatz – trotz gestiegener Preise – leicht angehoben werden. Die Margarine kann somit nicht von der veganen Welle profitieren.

Die Entwicklung setzt sich 2021 ähnlich fort, allerdings fehlen Milchmengen. Die Käseproduktion bleibt auf sehr hohem Niveau und stärkt u. a. damit den Umsatz der Branche. Dieser lag 2020 in der Gesamtheit bei 27,3 Mrd. Euro und im Trend gehen 2021 die Zahlen preisbedingt um ca. zwei Prozent nach oben. Allerdings sind die Kosten der Verarbeitung deutlich stärker gestiegen, wobei insbesondere die hohen Lohnforderungen und steigende Preise im Einkauf derzeit Sorgen bereiten. Die Branche ist mittelständisch geprägt und bietet 39.000 Mitarbeitern ein sicheres Einkommen im ländlichen Raum.

Außenhandel aktuell
Die deutsche Milchindustrie hat den Außenhandel im Corona-Jahr 2020 zumindest mengenmäßig gut überstanden und konnte auch in den ersten sieben Monaten 2021 die positive Entwicklung grundsätzlich halten. Der „Musterschüler“ Käse zeigt im Verlauf des aktuellen Jahres kontinuierlich verbesserte Zuwächse, allerdings liegt die Nachfrage aus Drittländern noch unter dem Vorjahr. Bei Magermilchpulver bleibt der Absatz unter dem Vorjahr. China zeigt im Verlauf des Jahres insgesamt wieder deutlich mehr Interesse an deutscher Ware – von der Trinkmilch bis zum Pulver. Hinsichtlich der Verwaltungsabläufe gibt es von Seiten Chinas einige Änderungen, die alle Betriebe in der EU und weltweit betreffen, den Handel aber auch nicht einfacher machen.

Auch der Brexit sorgt weiterhin für Verwirrungen, da Maßnahmen immer wieder verschoben werden. Schwierigkeiten gibt es in der Abfertigung der Waren jedoch eher auf britischer Seite. Die Absatzmengen der deutschen Molkereien blieben in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres bei fast allen Produkten unter dem Niveau des Vorjahres. Nur die Milchmischgetränke wurden knapp acht Prozent mehr nachgefragt.

Weiterhin spielt aber die Produkt- und Kundenausrichtung eine große Rolle. Abnehmer wie Hotels und Gaststätten sind weltweit aufgrund von Corona-Beschränkungen noch nicht wieder bei ihrer ursprünglichen Nachfrage angelangt. Das ist nicht nur auf einen reduzierten Tourismus zurückzuführen, auch Großveranstaltungen finden kaum statt. Zudem darf ein zufriedenstellender Absatz nicht mit einem entsprechenden profitablen Umsatz gleichgesetzt werden.

Weitere Informationen rund um Milch finden Sie unter:
milchindustrie.de | milkipedia.de | milch-im-blut.de

Der Milchindustrie-Verband e.V. (MIV) repräsentiert rund 80 leistungsstarke private, genossenschaftliche und multinationale Unternehmen der deutschen Milch- und Molkereiwirtschaft. Mit rund 27 Milliarden Euro Jahresumsatz ist die Milchindustrie der größte Bereich der deutschen Ernährungsbranche.

Dr. Björn Börgermann
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