Selbstverpflichtungserklärung des MIV zu ESL-Milch

Beim Milchkauf hat der Konsument nicht mehr nur die Wahl zwischen der klassischen pasteurisierten Milch aus dem Kühlregal und der bis zu 6 Monate haltbaren H-Milch. Die alternative ESL-Milch, die seit mehreren Jahren im Handel angeboten wird, findet sich immer häufiger in den Kühlregalen der Supermärkte, weil sie immer mehr vom Verbraucher nachgefragt wird.

ESL steht für „extended shelf life“ und bedeutet übersetzt soviel wie längerfrische Milch. Da der Begriff „ESL“ nicht gesetzlich definiert ist, sind verschiedene Bezeichnungen möglich. Auch wenn es verschiedene Möglichkeiten der Kennzeichnung gibt, wird man schnell feststellen, dass die Angabe wie z. B. „länger frisch“ oder „für extra langen Frischegenuss“ sehr auffällig im Sichtfeld auf der Verpackung platziert ist.

Bei der Angabe des Wärmebehandlungsverfahrens von der Milch haben sich gesetzliche Änderungen ergeben, die die Molkereien zu beachten haben. Dies liegt darin begründet, dass mit dem Inkrafttreten der neuen Konsummilch-Verordnung zum 01.01.2008 nur noch die Kennzeichnungen „pasteurisiert“ und „ultrahocherhitzt“ erlaubt sind. Während sterilisierte, pasteurisierte und hocherhitzte Milch als „pasteurisiert“ gekennzeichnet werden, steht „ultrahocherhitzt“ weiterhin für ultrahocherhitzte Milch, welches für die bekannte „H-Milch“ gilt.

Bei der Hochpasteurisierung (ESL-Milch) wird die Milch mit einem neuen schonenden Verfahren auf 85° C bis 127° C erhitzt. Somit liegen die Temperaturen höher als bei der klassischen Pasteurisation (traditionelle Trinkmilch), die durch eine kurzzeitige Wärmebehandlung bei 72° C bis 75° C definiert ist. Zur Herstellung von ESL-Milch können mit Hilfe von zusätzlichen hochmodernen Filtrationsverfahren zunächst die Mikroorganismen abgetrennt werden. Dadurch wird eine produktschonende Verkürzung der Wärmebehandlung erzielt.

Die Hitzebelastung unterscheidet sich bei den Wärmebehandlungsverfahren der herkömmlichen „Pasteurisation“ und der modernen „Hochpasteurisierung“ jedoch nicht wesentlich. Einen Einfluss auf den Nährstoffgehalt der Milch hat daher vielmehr die Lagerdauer im Haushalt. Je länger die Milch gelagert wird, desto höher ist der Verlust an Vitaminen. So liegt beispielsweise im Falle der ESL-Milch der Verlust an Vitamin B6 bei 0 bis 7 Prozent, der Verlust an Vitamin B1 bei 5 bis 15 Prozent.

ESL-Milch muss genau wie die klassische Trinkmilch im Kühlregal und im Kühlschrank gelagert werden. Im Gegensatz zur frischen Milch ist die längerfrische Milch, wie der Name bereits sagt, länger haltbar. Während gekühlte klassische Trinkmilch ungeöffnet etwa 5 bis 6 Tage gelagert werden kann, ist die ESL-Milch gekühlt und ebenfalls ungeöffnet 12 bis 21 Tage haltbar. H-Milch hingegen hält sich in ungekühltem Zustand 3 bis 6 Monate. Somit liegt die ESL-Milch in Hinblick auf die Haltbarkeit zwischen der klassischen und der H-Milch.

Neben Haltbarkeit und Nährstoffgehalt spielt der Geschmack für den Konsumenten eine wichtige Rolle. Dieser ist jedoch bekanntlich bei jedem Verbraucher unterschiedlich. Letztlich entscheidet der Konsument mit seinen individuellen Anforderungen an das Produkt „Milch“, ob die Wahl auf klassische Trinkmilch, ESL-Milch oder H-Milch fällt.

Die Verbraucher haben durch ihr Kaufverhalten der letzten Jahre allerdings deutlich gemacht, dass sie der modernen ESL-Milch sehr positiv gegenüberstehen. Während sich der H-Milch-Anteil am gesamten Trinkmilchmarkt relativ konstant bei etwa zwei Drittel hält, haben sich die Verbraucher beim anderen Drittel des Konsummilchmarktes umorientiert und geben der ESL-Milch immer mehr den Vorzug. Die Molkereien werden wie immer dem Verbraucherinteresse nachkommen und neben der H-Milch auch weiterhin sowohl die klassische Trinkmilch als auch die nach den neuen Verfahren hergestellte ESL-Milch anbieten.

Studie des Max Rubner-Instituts zu den Unterschieden der Milchsorten

Mit der Forschung rund um die Milch befasst sich innerhalb des Max Rubner-Instituts das Institut für Qualität und Sicherheit bei Milch und Fisch am Standort Kiel. Das Max-Rubner Institut hat eine Zusammenfassung zu den Unterschieden der Milchsorten erstellt. Des Weiteren hat das Institut in einer ausführlichn Untersuchung kaum Unterschiede zwischen den verschiedenen Milchsorten feststellen können (Pressemitteilung des MRI).

Stoffliche Veränderungen in Konsummilch durch haltbarkeitsverlängernde Verfahren: Fakten zur Frage der Kennzeichnung von ESL-Milch

Eine wissenschaftliche Untersuchung des Zentralinstituts für Ernährung- und Lebensmittelforschung, Technische Universität München/Weihenstephan

Ergebnis:

Die ESL-Technologie stellt nach der H-Milch eine weitere Entwicklung mit hohem Zusatznut-zen in Bezug auf Haltbarkeit und Vorratshaltung dar, wovon sowohl Handel und Verbraucher gleichermaßen profitieren können. Im Vergleich zum herkömmlich pasteurisierten Produkt bringt das ESL-Konzept entscheidende Vorteile hinsichtlich der Haltbarkeit der Milch mit sich, wirkt sich dabei aber kaum oder nur geringfügig auf die für den Verbraucher entschei-denden, wertrelevanten Produkteigenschaften aus. ESL-Produkte sind in diesem Sinne also nicht nur „länger haltbar“, sondern unserer Einschätzung nach auch „länger frisch“. Dass gerade die Produktcharakteristika der ESL-Milch den Wünschen der Verbraucher entgegenkommen, zeigt sich an der stetig steigenden Nachfrage nach diesen Produkten und dem damit einhergehenden Absatzrückgang von herkömmlich pasteurisierter Frischmilch. Die Verbraucher haben also durch ihr Kaufverhalten in den letzten Jahren bereits deutlich gemacht, dass sie der ESL-Milch durchaus positiv gegenüberstehen und sich mit diesem Produktkonzept keineswegs „getäuscht“ fühlen, was die hier zusammengefassten Fakten eindeutig untermauern. Erste verfügbare Daten zu Verschiebungen zwischen den einzelnen Trinkmilcharten deuten zudem an, dass sich der Zuwachs an ESL-Milch-Anteilen auch zu Lasten der UHT-Milch geht, eine bisher nicht betrachtete oder vermutete Veränderung, die durchaus auch zugunsten der Qualität im Sinne des Verbrauchers geht (vollständiger Beitrag: Fakten zur Frage der Kennzeichnung von ESL-Milch).

Gemeinsame Erklärung

Anfang Februar 2009 legten Politik, Milchindustrie und Einzelhandel in einer Gemeinsamen Erklärung fest, dass künftig klassisch hergestellte Konsummilch mit dem Zusatz „traditionell hergestellt“ und ESL-Milch mit dem Zusatz „länger haltbar“ zu kennzeichnen ist.

Freiwillige Selbstverplichtungserklärung des MIV

Grundlage dieser Gemeinsamen Erklärung ist die von den im MIV organisierten Konsummilchherstellern getragene Selbstverpflichtungserklärung.
Technologie der ESL-Milch-Herstellung

Jürgen R. Henke, Marketing Manager der GEA TDS GmbH in Sarstedt, stellt die technischen Möglichkeiten der ESL-Milch-Herstellung in seinem Beitrag „Verfahrenstechniken zur Behandlung von ESL-Milch“ vor.

Weitere Infos rund um die Milch, Milchsorten, Inhaltsstoffe, Nährwert, Technologie usw. finden Sie in der Broschüre „Fakten-Fragen-Irrtümer“.

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GML-Broschüre Fakten-Fragen-Irrtümer Milch (2012)
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Selbstverplichtung der Konsummilchhersteller zur Kennzeichnung von klassischer Konsummilch und "ESL"-Milch (2009)
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GEA-Verfahrenstechniken zur Behandlung von ESL-Milch (2009)
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Gemeinsame Erklärung des BMELV, MIV, HDE zur Kennzeichnung von Konsummilch
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Fakten zur Frage der Kennzeichnung von ESL-Milch
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Pressemitteilung des MRI zu ESL-Milch (2009)
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MRI zu ESL: Milch ist nicht gleich Milch (2009)

Ansprechpartner

Dr. Jörg Rieke
  • Dr. Jörg W. Rieke Syndikusrechtsanwalt Geschäftsführer Assistentin: Laura Wenk
  • +49 30 4030445-22
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  • rieke@milchindustrie.de
  • wenk@milchindustrie.de
Torsten Sach
  • Torsten Sach Syndikusrechtsanwalt Referent
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Amelie de Grahl
  • Amelie de Grahl Leiterin MIV-Büro Brüssel
  • +32 2 51261-35
  • degrahl@milchindustrie.de