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Außenhandel

Der Außenhandel mit Milchprodukten hat für die deutsche Milchwirtschaft eine zunehmend hohe Bedeutung. Inzwischen exportiert Deutschland die Hälfte seiner produzierten Milchmenge in Form von Milchprodukten!

Zentrale Rolle des Außenhandels für deutsche Milchwirtschaft

Ausländische Absatzmärkte spielen für deutsche Molkereiprodukte eine zunehmend wichtige Rolle. Weil die Bevölkerung in Deutschland tendenziell abnimmt, der Altersdurchschnitt steigt und damit die Anzahl möglicher Milchverbraucher sowie der durchschnittliche Verbrauch an Milch und Milchprodukten ebenfalls bald tendenziell sinken wird, muss die deutsche Milchindustrie neue Märkte im Ausland erschließen um die – trotz sinkender Kuhbestände – steigenden Rohmilchmengen wirtschaftlich rentabel zu verarbeiten und zu veräußern. Immer enger ist der deutsche Milchmarkt deshalb mit den Märkten rund um die Welt verbunden. Eine besondere Rolle nimmt dabei der Handel mit den Märkten anderer EU-Staaten ein.

Wichtige Exportprodukte und Zielmärkte

Das Hauptexportprodukt aus Deutschland ist Käse. Mit einem Exportvolumen von 1,23 Millionen Tonnen war Deutschland bei diesem Produkt im Jahr 2019 eindeutiger Spitzenreiter in der EU. Die wichtigsten und größten Abnehmer deutscher Käseprodukte sind Italien, die Niederlande und Frankreich innerhalb der EU. Außerhalb der EU sind dies Japan, die Schweiz und überraschenderweise Südkorea. Dies zeigt, dass in Asien das Interesse an deutschem Käse erfreulicherweise wächst. Während aber bei Japan die Nachfrage schon seit Jahren langsam, aber kontinuierlich steigt, ist das Interesse in Südkorea noch recht neu. Deutschland exportiert außerdem am meisten Konsummilch, Joghurt, Magermilchpulver und Kondensmilch. Auch bei diesen Produkten konzentrieren sich die Außenhandelsbeziehungen vor allem auf andere EU-Mitgliedstaaten. Neben den besonders engen Handelsbeziehungen mit anderen EU-Staaten liegt aber auch außerhalb Europas ein großes Potenzial für den Export deutscher Milchprodukte. Der Hauptgrund dafür ist vor allem das hohe Bevölkerungswachstum in Schwellenländern des asiatischen oder auch afrikanischen Kontinents. Selbst bei gleichbleibendem Pro-Kopf-Konsum führt das dortige Bevölkerungswachstum zu einer steigenden Nachfrage an Milchprodukten. Darüber hinaus öffnen der wachsende Wohlstand in Schwellenländern sowie die Veränderung der Ernährungsgewohnheiten in Entwicklungsländern der deutschen Milchindustrie neue Absatzmärkte. So konnte Deutschland z. B. seine Exportmengen an Molkenpulver vor allem nach Thailand, Indonesien und Malaysia steigern. Asien war auch größte Abnehmerregion außerhalb der EU von Butter. Südkorea, Saudi-Arabien und Japan sind die drei wichtigsten Einzeldestinationen in der Region.

Wichtige Importprodukte und Lieferländer

Umgekehrt kommen durch den freien Handel in der EU Milch und Milchprodukte aus anderen EU-Staaten und Drittstaaten nach Deutschland. Die größten Exporteure nach Deutschland sind die Niederlande, Frankreich, Österreich und die Schweiz. Die Schweiz ist der größte Lieferant unter den Drittländern.

Die Käseimporte machen ungefähr die Hälfte aller Importe aus. Hier sind die größten europäischen Lieferanten am deutschen Markt die Niederlande, Frankreich, Dänemark, Österreich und Italien.

Neben Käse werden größtenteils Butter, Joghurt mit Zusätzen sowie Molke und Molkenkonzentrat importiert. Butter ist nach Käse umsatzmäßig das zweitwichtigste Importprodukt. Größte Lieferanten sind die Niederlande und Irland. Aus den neuen EU-Ländern, wie Polen und Tschechien, kommt sehr viel Industrierahm und Versandmilch auf den deutschen Markt.

Deutschland ist Nettoexporteur

Bei den meisten Milchprodukten ist Deutschland jedoch Nettoexporteur, d. h. Deutschland exportiert also mehr Milchprodukte, als es importiert – mit Ausnahme von Butter.

Auffällig beim deutschen Handel mit Milchprodukten sind die niedrigen Preise der deutschen Exportprodukte und die hohen Preise für importierte Milchwaren. Dies liegt daran, dass Deutschland in vielen Fällen Rohmilch exportiert und fertige Milchprodukte importiert. Die Wertschöpfung und Veredelung der Milch findet noch im Ausland statt.

Schließlich werden von deutschen Konsumenten viele Spezialitäten (z. B. französischer Käse) nachgefragt, während Deutschland viel Standardware (Milchpulver, Kondensmilch, Molke) in die EU-Nachbarländer und Drittstaaten ausführt.